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Malaria ist seit der Antike bekannt und trat früher weltweit auf. Im 17. Jahrhundert litten viele Menschen in Europa und den Tropen unter dem oft tödlichen Fieber. Die südamerikanischen Indianer setzen die Rinde des Chinarindenbaums bereits erfolgreich gegen das Malariafieber ein.

Europäer hatten die Heilkräfte des Baumes aus den Anden entdeckt und sandten große Mengen der Rinde aus Südamerika nach Europa. Nach England gelangte die Rinde um 1650.

Im 17. Jahrhundert druckte Pietro Paolo Puccerini, ein Jesuit aus Rom, eine der ersten Rezepturen für den Rindenextrakt des südamerikanischen Chinarindenbaumes.

Der puritanische englische Lord Oliver Cromwell bezeichnete die Rinde als „Teufelspulver“, weil sie mit der katholischen Kirche assoziiert wurde, obwohl sie ihm, der an Malaria litt, hätte helfen können. Trotzdem kam ein „Quacksalber“ namens Robert Talbor sehr zum Ärger der Londoner Ärzte zu Ruhm und Geld, weil er mit einem „Geheimmittel“ auf Basis der Chinarinde Angehörige europäischer Königs- und Adelshäuser von Malaria heilte. Um 1690 wurde die Rinde sogar in China eingeführt, wo zwei französische Jesuiten den chinesischen Kaiser Kangxi heilten.

Um den Bedarf zu befriedigen, setzten europäische Botaniker Leben und Gesundheit aufs Spiel, um die Wälder an den östlichen Hängen der Anden zu erreichen, wo sie Samen und Schösslinge der Chinarinde sammelten und in die Heimat schickten.

1820 gelang es den beiden französischen Chemikern Pierre Pelletier und Joseph Caventou, das wirksame Alkaloid Chinin aus der Chinarinde zu isolieren. Weitere Expeditionen und botanische Forschungsreisen durch Südamerika folgten, um nach den chininhaltigen Chinarindenbäumen zu suchen und in anderen Teilen der Welt Plantagen anzulegen.

Als Malariamittel gelangte Chinin zu großer weltweiter Bedeutung. Überall in Europa entstanden Chininfabriken. Chinin war eines der wenigen frühen Pharmaka, das nicht nur die Symptome wie Schmerz und Fieber linderte, sondern gezielt auch den Malariaparasiten selbst bekämpfte. Außerdem diente Chinin auch der Vorbeugung gegen Malaria und trug zu einem deutlichen Rückgang der Sterblichkeit von Reisenden in die malariaverseuchten Tropen bei. Der kanadische Mediziner William Osler formulierte es so: „Malariabehandlung lässt sich in drei Worten zusammenfassen: Chinin, Chinin, Chinin.“ So wurde Chininsulfat, in süßer Limonade aufgelöst, großzügig an die Arbeiter ausgeteilt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Panamakanal bauten. Der Amerikaner Edwin Wiley Grove kam auf die Idee, den bitteren Geschmack des Chinins durch einen süßen Sirup zu überdecken. Er verdiente ein Vermögen mit seinem „Grove‘s Tasteless Chill Tonic“. In Indien hatten die britischen Kolonialherren die Angewohnheit, „Gin and Tonic“ zu trinken. Unternehmen wie Schweppes setzten ihrem „Indian Tonic Water“ Chinin zu.

Während des Zweiten Weltkrieges entbrannte ein Kampf um die Chininreserven. Neue Malariamittel wurden dringend benötigt. Das synthetisch hergestellte Arzneimittel Chloroquin wurde von 1945 an häufig verwendet. Trotzdem scheiterten alle Versuche, die Malaria auszurotten, an der zunehmenden Resistenz der Malariaparasiten bzw. Überträger gegen Arzneimittel und Insektizide.

3.9.2019
Katharina Feuerlein, Ärztin

Quelle

Dobson M: Die Geschichte der Medizin, National Geographic History 2013; Band 373: S. 178 ff.