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In Deutschland sind laut Angaben des Robert Koch Instituts 4,6 Millionen Erwachsene von Diabetes betroffen und es wird damit gerechnet, dass zusätzlich zu diesen diagnostizierten Fällen etwa 1,3 Millionen Menschen in Deutschland mit einem nicht entdeckten Diabetes leben. Somit leiden 9,2 % der erwachsenen Bevölkerung unter der Erkrankung, wobei bei ca. 90 % der Betroffenen ein Typ 2 Diabetes vorliegt (1). Während Typ 2 Diabetes früher überwiegend ältere Menschen betraf – weshalb er auch Altersdiabetes genannt wird - werden die Patienten heute immer jünger. Ursachen dafür sind unsere Lebensgewohnheiten (2).

diabetes

Ursachen und Risikofaktoren

Diabetes mellitus zeichnet sich durch anhaltend hohe Blutzuckerspiegel aus. Dieser wird bedingt durch eine verringerte Empfindlichkeit des Körpers gegenüber dem Hormon Insulin, welches den Blutzuckerspiegel kontrolliert (sogenannte Insulinresistenz), und die unzureichende Fähigkeit der Bauchspeicheldrüse, genügend Insulin zu produzieren. Es gibt zwei Hauptformen der Erkrankung. Bei Diabetes Typ 1 zerstört das eigene Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen, so dass die Menge an Insulin nicht ausreicht, um den Blutzucker zu regulieren. Diese Form tritt vor allem im Kindes- und Jugendalter auf. Bei Erwachsenen ist Typ 2 Diabetes häufiger. Bei dieser Form der Erkrankung steht die Resistenz gegenüber Insulin im Vordergrund. Das Hormon kann die Glukose (Zucker) aus dem Blut nicht mehr in die Zellen transportieren, so dass die Blutzuckerkonzentration ansteigt. Daneben gibt es auch noch Schwangerschaftsdiabetes und weitere seltene Diabetesformen, die beispielsweise in Folge einer Bauchspeicheldrüsenentzündung oder einer Kortisonbehandlung auftreten.

Ursachen für Typ 2 Diabetes sind vor allem Übergewicht und Bewegungsmangel, daneben liegen auch genetische Veranlagungen vor. Übergewicht und Bewegungsmangel verstärken dabei eine genetisch bedingte Unempfindlichkeit gegenüber Insulin, so dass das Insulin den Zucker nicht mehr in die Zellen transportieren kann.

Präventionsmaßnahmen

Entsprechend der Risikofaktoren bieten sich eine gesunde Ernährung und ausreichen Bewegung sowie eine sich daraus ergebende Gewichtskontrolle zur Prävention von Diabetes an.

Ernährung

Diabetes mellitus Typ 2 lässt sich als Resultat einer Ernährung verstehen, die zu viel Kohlehydrate enthält - mehr als die Person gemäß ihrer genetischen Veranlagung verarbeiten kann. So wird angenommen, dass vor allem eine zuckerreiche Ernährung zu Diabetes Typ 2 führt (3).

Vor diesem Hintergrund bietet sich insbesondere eine verringerte Aufnahme von Kohlehydraten an. In einer Übersichtsarbeit wurden verschiedene Ernährungsformen, eine kohlenhydratarme Diät, eine rein pflanzliche Ernährung und eine mediterrane Diät, verglichen. Die Mittelmeerdiät führte zu einer signifikanten Verbesserung des Blutzuckerspiegels im Vergleich zur Kontrolldiät (4). Dabei versteht man unter der Mittelmeerdiät eine überwiegend pflanzenbasierte Ernährung, die reich an Früchten, Gemüsen, Nüssen und Olivenöl sowie arm an rotem Fleisch und Butter ist. Diese Ernährungsform reduziert das Risiko für Diabetes einer Studie mit 13.380 spanischen Hochschulabsolventen zufolge um bis zu 83% (5).

Lösliche Ballaststoffe können die Kontrolle des Blutzuckers verbessern, indem sie dafür sogen, dass die aufgenommene Nahrung den Magen langsamer verlässt und es so zu einer langsameren Aufnahme von Glukose kommt. Da insbesondere pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen ballaststoffreich sind, wirkt sich eine pflanzliche Ernährung präventiv gegen Diabetes aus und kann einen bestehenden Diabetes mindern (6). Zudem wirkt sich eine pflanzliche Ernährung positiv auf die Funktion der Beta-Zellen aus und bewirkt, dass die Effizienz der Glukoseaufnahme in die Körperzellen verbessert wird, wie eine Studie mit 75 übergewichtigen Erwachsenen gezeigt hat, von denen die Hälfte 16 Wochen lang eine fettarme rein pflanzliche Kost zu sich nahm (7).

In einer klinischen Studie an Diabetikern wurde eine fettarme rein pflanzliche Ernährung mit einer Diät verglichen, die auf den Richtlinien der American Diabetes Association (ADA) aus dem Jahr 2003 basiert. Insgesamt 99 Personen im Alter von 27 bis 82 Jahren wurden einer der Ernährungsformen zugeteilt und über einen Zeitraum von 22 Wochen beobachtet. Bis zum Ende der Studie konnten 43 % der Teilnehmer, die sich pflanzlich ernährten, ihre Diabetes Medikation reduzieren, was lediglich 26 % der Teilnehmer der ADA-Gruppe gelang. Die pflanzlich ernährte Gruppe konnte eine höhere Gewichtsabnahme und eine stärkere Verringerung des HBA1c, welches die Blutzuckerwerte über einen längeren Zeitraum widerspiegelt, erzielen (8), was belegt, dass sich diese Ernährungsform nicht nur zur Prävention von Diabetes eignet, sondern auch zur Behandlung einer bereits bestehenden Erkrankung.

Gewichtskontrolle

Über 90 % der Patienten mit Typ 2 Diabetes sind übergewichtig. Bereits eine Gewichtabnahme von über 5 % führt zu einer Abnahme der HBA1C Konzentration (9,10). Neben einer Anpassung der Ernährung durch Kalorienreduktion stellt körperliche Aktivität eine Maßnahme dar, welche Diabetes verhindern und bei bereits bestehendem Diabetes helfen kann. Hier wirken sich bereits 150 Minuten körperlicher Aktivität mittlerer Intensität (bspw. Gymnastik, Walking oder Schwimmen) pro Woche oder 75 Minuten höherer Intensität (bspw. schnelles Radfahren oder Joggen) positiv aus, wobei für einen besseren Nutzen die doppelten Zeitspannen empfohlen werden (11). Durch die Reduktion der Insulinresistenz und Verbesserung der Insulinausschüttung beeinflusst körperliches Training den Blutzucker positiv und senkt zudem auch das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Insbesondere Ausdauertraining bewirkt, dass Glukose durch Muskelzellen effizienter aufgenommen und verstoffwechselt werden kann. Da ein Großteil der aufgenommenen Glukose durch Muskelzellen verbraucht wird, hat diese Verbesserung des Glukosestoffwechsels entscheidenden Einfluss auf die Verbesserung der Insulinresistenz (11). Krafttraining bewirkt dagegen eine Zunahme der Muskelmasse und erhöht somit den Verbrauch an Glukose, was ebenfalls zu einer Verringerung des Blutzuckers führt. Zudem wird der Grundumsatz durch die zusätzliche Muskelmasse erhöht, was zu einer Gewichtsreduktion beiträgt. Auch die Integration von mehr Bewegung in den Alltag, etwa die regelmäßige Unterbrechung sitzender Tätigkeiten, beeinflusst das Diabetesrisiko bereits positiv (11).

Fazit

Während die überwiegend tierexperimentell ausgerichtete Diabetesforschung, welche die Ursachen der Erkrankung nicht berücksichtigt, noch immer versucht, an künstlich krank gemachten Tieren Medikamente zu entwickeln, die die Folgen eines Diabetes abmildern sollen, ließen sich viele Diabetesfälle vollständig verhindern. Insbesondere Typ 2 Diabetes, welcher über 90 % der Diabeteserkrankungen ausmacht, ist vermeidbar und manifestiert sich erst nach einer langen Phase mit gestörter Glukosetoleranz, in der ein Gegensteuern durch Gewichtsreduktion, eine gesunde Ernährung sowie Bewegung noch immer möglich ist. Diese Maßnahmen erweisen sich dabei als effektiver als Medikamente (12). Ein unentdeckter oder unzureichend kontrollierter Diabetes kann zudem zu Herz-Kreislauferkrankungen, Nierenerkrankungen und Erblindung führen. Hier liegt es an uns, durch einen gesünderen Lebensstil Diabetes und weitere Erkrankungen zu vermeiden.

08.04.2024
Dr. rer. nat. Johanna Walter

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Quellen

  1. Robert Koch Institut Themenschwerpunkt: Diabetes mellitus, 2024 (abgerufen am 20.03.2024)
  2. Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZN) TYP-2-Diabetes (abgerufen am 20.03.2024)
  3. Gluckman P.D. et al. How evolutionary principles improve the understanding of human health and disease. Evolutionary Applications 2011; 4(2):249–263
  4. Chester B. et al. The effects of popular diets on type 2 diabetes management. Diabetes/Metabolism Research and Reviews 2019; 35(8):e3188
  5. Martínez-González M.Á. et al. Adherence to Mediterranean diet and risk of developing diabetes: prospective cohort study. BMJ 2008; 336(7657):1348–1351
  6. Łuszczki E. et al. Vegan diet: nutritional components, implementation, and effects on adults’ health. Frontiers in Nutrition 2023; 10:1294497
  7. Kahleova H. et al. A Plant-Based Dietary Intervention Improves Beta-Cell Function and Insulin Resistance in Overweight Adults: A 16-Week Randomized Clinical Trial. Nutrients 2018; 10(2):189
  8. Barnard N.D. et al. A Low-Fat Vegan Diet Improves Glycemic Control and Cardiovascular Risk Factors in a Randomized Clinical Trial in Individuals With Type 2 Diabetes. Diabetes Care 2006; 29(8):1777–1783
  9. Franz M.J. et al. Lifestyle Weight-Loss Intervention Outcomes in Overweight and Obese Adults with Type 2 Diabetes: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Clinical Trials. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics 2015; 115(9):1447–1463
  10. American Diabetes Association 4. Lifestyle Management: Standards of Medical Care in Diabetes—2018. Diabetes Care 2018; 41(Supplement_1): S38–S50
  11. Francesconi C. et al. Lebensstil: körperliche Aktivität und Training in der Prävention und Therapie des Typ 2 Diabetes mellitus (Update 2023). Wiener klinische Wochenschrift 2023; 135(S1):78–83
  12. Christina Hohmann Typ-2-Diabetes ist vermeidbar, 2007