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8. Februar 2010

Eine aktuelle Studie attestiert erneut Schwachpunkte der tierexperimentellen Forschung. Die Ende November 2009 im Fachjournal PLoS ONE veröffentlichte Untersuchung wurde unter Federführung des Britischen Zentrums für Ersatz, Verfeinerung und Reduzierung von Tierversuchen durchgeführt. Sie offenbart eine unsaubere und lückenhafte Methodik bei der Planung und Durchführung von Tierversuchen, sowie bei der Auswertung der Daten und Präsentation der Ergebnisse.

Untersucht wurden öffentlich finanzierte Versuche an Mäusen, Ratten und nicht-menschlichen Primaten, die in britischen oder US-amerikanischen Labors im Rahmen der biomedizinischen Forschung durchgeführt und zwischen Januar 1999 und März 2005 in Fachjournalen veröffentlicht wurden. Insgesamt 271 Veröffentlichungen wurden hinsichtlich der Angaben zu Versuchszweck, Anzahl, Alter, Gewicht und Geschlecht der verwendeten Tiere, sowie Auswahl der Gruppengrößen und statistischer Methoden begutachtet. Es zeigte sich, dass nur bei 59 Prozent der Studien ein Versuchszweck, Eigenschaften der Tiere und Angaben zur Tierzahl zu finden waren. Nur bei 70 Prozent der Veröffentlichungen, bei denen statistische Methoden anwandt wurden, wurde die Wahl der Analyse auch erläutert. Vier Prozent der Tierversuche enthielten gar keine Angaben zur Tierzahl. Von 48 Studien, die zwar im Methodenteil Angaben zur Tierzahl machten, waren diese im Ergebnisteil nicht nachvollziehbar oder widersprachen sogar dem Methodenteil. Wenig plausibel, oder gar nicht erst angegeben, waren in einigen Fällen auch die Auswahl der Gruppengrößen und Kriterien der Gruppenzusammensetzung.

Um eine Verzerrung der Versuchsergebnisse zu vermeiden, sind heute die sogenannte Randomisierung und Verblindung in der Wissenschaft Standard. Bei der Randomisierung werden die Tiere zufällig auf Gruppen aufgeteilt. Verblindung bedeutet, dass der Untersucher nicht weiß, welche Tiere welche Behandlung erhalten haben. Die Studie ergab, dass 87 Prozent der untersuchten Publikationen keine Randomisierung und 86 Prozent keine Verblindung erwähnten. Dies ist ein weiteres Indiz für die mangelhafte Qualität der untersuchten Tierversuchsstudien.

Insgesamt kam die Untersuchung zu dem Schluss, dass eine Reihe von Punkten im Versuchsausbau und in der Datenauswertung- und Darstellung unzureichend nachvollziehbar waren und somit nicht dem Anspruch der Transparenz und Genauigkeit entsprechen.

Quelle

Titel: Survey of the Quality of Experimental Design, Statistical Analysis and Reporting of Research Using Animals 

Autoren: Carol Kilkenny (1), Nick Parsons (2), Ed Kadyszewski (3), Michael F. W. Festing (4), Innes C. Cuthill (5), Derek Fry (6), Jane Hutton (7), Douglas G. Altman (8)

Institute: (1) The National Centre for the Replacement, Refinement and Reduction of Animals in Research, London, United Kingdom, (2) Warwick Medical School, University of Warwick, Coventry, United Kingdom, (3) Pfizer Global Research and Development, Groton, Connecticut, United States of America, (4) Animal Procedures Committee, London, United Kingdom, (5) School of Biological Sciences, University of Bristol, Bristol, United Kingdom, (6) Animals Scientific Procedures Inspectorate, Home Office, Shrewsbury, United Kingdom, (7) Department of Statistics, University of Warwick, Coventry, United Kingdom, (8) Centre for Statistics in Medicine, University of Oxford, Oxford, United Kingdom

Zeitschrift: PLoS ONE 2009 4(11): e7824 doi:10.1371/journal.pone.0007824