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Am Ernst-Strüngmann-Institut (ESI) in Frankfurt werden seit mehr als einem Jahrzehnt Affen in der Hirnforschung gequält. Makaken (sowohl Rhesus- als auch Javaneraffen) und Weißbüscheläffchen leiden oft über unfassbar lange Zeiträume von 10-20(!) Jahren für die sogenannte Grundlagenforschung. Dabei werden immer wieder erhebliche Missstände aus dem Labor gemeldet, in 2024 fehlte es sogar an gesetzlich vorgeschriebenem affenkundigem Personal. Von einem Whistleblower aufgenommene Bilder machten das Leid der Tiere auch bildlich sichtbar. Zusammen mit SOKO Tierschutz, PETA und anderen Organisationen fordern wir die Schließung des Labors und Umsiedlung der Affen in spezialisierte Auffangstationen. Die außer den Affen gehaltenen Ratten und Mäuse sind ebenso in gute Hände zu vermitteln. Neue Genehmigungen für die Fortführung der Versuche dürfen seitens der zuständigen Behörde niemals wieder erteilt werden!

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Demo gegen Tierversuche am Ernst-Strüngmann-Institut

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Aktuelle Termine: Vor dem ESI finden regelmäßig Mahnwachen für die Affen statt. Unterstützer sind herzlich willkommen. Infos zu den Terminen >>

Helfen Sie mit, die Tierhaltung am ESI zu schließen >>

Missstände am ESI und aktuelle Entwicklungen

Im Januar 2023 traten Whistleblower an ÄgT und andere Vereine heran, um auf eklatante tierschutzrechtliche Missstände am ESI hinzuweisen. So würden Affen auf Wasserentzug gesetzt, aber nicht experimentell „genutzt“ und daher auch nicht mit Flüssigkeit „belohnt“. Viele Tiere verblieben monate- oder gar jahrelang in Einzelhaft und die Operationen seien durch ungeübte Chirurgen ausgeführt worden.

Wir wandten uns an verschiedenen Behörden. Nachdem die Missstände erst vehement abgestritten wurden, räumte das Wissenschaftsministerium im Juli 2023 diese schließlich gegenüber ÄgT ein und kündigte deren sofortige Beendigung sowie notwendige Konsequenzen an. Die neuen Informationen zeigen nun, dass keine adäquaten Schritte eingeleitet wurden, um die Missstände zu beenden.

Anfang 2024 informierten Whistleblower ÄgT über Probleme personeller Art. So haben sowohl die primatenkundige Tierärztin als auch der Tierhausleiter ihre Stellungen zum Ende Februar 2024 gekündigt. Die Stellen sind im Laufe von 2024 nicht adäquat mit primatenkundigem Personal besetzt worden. Die laufenden Versuchs- und Haltungsgenehmigungen hätten daher umgehend widerrufen werden müssen, denn das geltende Tierschutzrecht schreibt spezialisierte Tierärzte für die Versorgung der für Versuchszwecke gehaltenen Tiere ausdrücklich vor. Aus einer Anfrage aus August 2024 geht hervor, dass die zuständige Behörde – das Regierungspräsidium Darmstadt - nach Bekanntwerden des Personalmangels ein Verfahren zum Widerruf der tierschutzrechtlichen Erlaubnis gemäß § 11 Abs. 1 Nr. 1 Tierschutzgesetz eingeleitet hatte. Im Verlauf dieses Verfahrens hat das Ernst Strüngmann Institut den Verzicht auf die Erlaubnis zur Haltung und Verwendung von Primaten zu Versuchszwecken erklärt und zum 01. März 2024 die Durchführung von Tierversuchen unter Verwendung von Primaten eingestellt.

Damit gab die Behörde sich nach Informationen von Whistleblowern scheinbar zufrieden, obwohl fachkundiges Personal auch für die Haltung der Tiere unabdinglich ist. Wir stellten im April 2024 Strafanzeige gegen die zuständige Behörde.

Durch einen weiteren Insider wurden von SOKO Tierschutz im Frühjahr 2024 Fotos an die Öffentlichkeit gebracht, die den erschütternden Alltag der im ESI gehaltenen Tiere dokumentierten.

Im Laufe des Jahres 2024 wurden zudem weitere Missstände am Ernst Strüngmann Institut öffentlich, die von sexueller Belästigung, Machtmissbrauch und weiteren Fehlhandlungen von Mitarbeitenden zeugen. Mehrere Mitarbeiter berichteten über unangemessenes Verhalten, unter anderem mehrere Fälle von sexueller Belästigung, das teils von Führungskräften ausgegangen sein soll. Im September 2024 unterzeichneten 52 Mitarbeiter einen Brief an den Stiftungsrat, in dem sie angaben, dass ihr Arbeitsplatz „stark von Sexismus und Mobbing geprägt“ sei. Der bisherige geschäftsführende Direktor David Poeppel bestätigte die Berichte gegenüber der Presse und schrieb in einem Tweet auf der Plattform X, in dem er seinen Abschied vom ESI zu Ende 2024 ankündigte, dort gebe es einige „fürchterliche Menschen“ (1,2,3).

Das ESI hat trotz all der Missstände einen erneuten Genehmigungsantrag gestellt, um die Versuche an den Affen wieder aufnehmen zu können.  Wir fordern eindringlich von der Behörde, diesen abzulehnen und die Tierhaltung am ESI sofort zu beenden.

esi02 sokotierschutz
Über 20 Jahre mit am Schädel angeschraubten Gerätschaften auf dem Kopf: Rhesusaffe Homer im ESI.
Quelle: SOKO Tierschutz

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Offizielle Informationen zu den Zuständen in der Affenhaltung am ESI

Aus einer offiziellen Anfrage, die im August 2024 seitens des Wissenschaftsministeriums beantwortet wurde, geht deutlich hervor, dass es am ESI nicht erst seit 2023 Missstände in der Affenhaltung gibt. So wird deutlich, dass zwischen 2018 und 2024 ganze 21 Affen hier sterben mussten – die meisten davon nicht im Rahmen eines Versuches.

Auch machen die Angaben deutlich, dass die Haltung der Affen nicht – wie vom ESI gerne dargestellt, vorbildlich und einwandfrei sind. So beträgt die Grundfläche der Käfige bei den Makaken lediglich 5qm im Innenbereich. Zwei Gehege sind für Gruppenhaltungen verbunden. Es gibt einen ähnlich großen „Außenbereich“, der in einem Artikel, der selbst auf der Transparenzseite des ESI verlinkt ist, wie folgt beschrieben wird: „Von Gehege zu sprechen, wäre übertrieben: Es handelt sich um einen etwa vier Quadratmeter großen, geschätzt drei Meter hohen vergitterten Raum, ins Freie führt ein schmaler Gang. Die Fenster sind mit Milchglasscheiben verdeckt, dazwischen sind Spalten nach draußen frei.“ (4)

Fünf Makaken müssen nach Stand der Antwort in Einzelhaltung leben – eine Qual für die sozialen Tiere und daher auch grundsätzlich selbst nach der EU-Tierversuchsrichtlinie mit ihren lächerlich geringen Anforderungen nicht über längere Zeiträume erlaubt. Zwei Tiere werden angeblich momentan vergesellschaftet. 

Das Tageslicht ist ein „Luxus“, von dem die im Keller untergebrachten Weißbüscheläffchen nur träumen können. Hier haben die Einzelkäfige Größen von 0,9 m x 0,6 m x 1,85 m, auch diese werden für Gruppenhaltungen verbunden.

Weiterhin müssen 5 Weißbüscheläffchen einzeln leben – auch hier wird angeblich an einer Vergesellschaftung von 4 der Tiere gearbeitet.

So schockierend gering der Platz für die Weißbüscheläffchen derzeit ist – er ist schon eine Verbesserung, die aufgrund behördlicher Maßnahmen stattfand. Denn vorher stand den Tieren lediglich die Hälfte(!) dieses Raums zur Verfügung.

Auch führte erst das Einschreiten der Behörden dazu, dass die Tiere mit – eigentlich in jeglicher Tierhaltung Minimalstandard – einfachen Maßnahmen wie Futterbällen, Kletterseilen, verschiedene Möglichkeiten der Futterdarbietung besser „beschäftigt“ werden. Das ESI gibt zudem an, Tiere zukünftig mit Touch-Screens sowie Bademöglichkeiten beschäftigen zu wollen. Vergesellschaftungsversuche (offenbar bisher nicht durchgeführt oder nicht fachgerecht durchdacht) sollen mit Gittern oder Lochblenden zwischen den Käfigen der Tiere vorangetrieben werden – auch das nicht mehr als minimaler Einsatz.

Diese Angaben machen erneut mehr als deutlich, dass die Tierhaltung am ESI in keiner Weise kompetent und fachgerecht verläuft – selbst, wenn keine grausamen Versuche an den Tieren durchgeführt werden, müssen diese im Rahmen der Haltung leiden.

Was wird den Tieren am ESI angetan und warum?

Das Ernst-Strüngmann-Institut ist eine von 8 Einrichtungen in Deutschland (Bremen, Göttingen, Magdeburg, Marburg sowie 3 in Tübingen), die sogenannte Affenhirnforschung betreiben. Üblicherweise sind es Rhesusaffen, die in dieser besonders qualvollen Forschung leiden, in Magdeburg auch Javaneraffen. Am ESI werden zudem Weißbüscheläffchen und bis vor wenige Jahren auch Katzen verwendet. Ziel ist es, grundlegende Informationen über die Nervenverschaltungen im Gehirn zu ergründen. Manchmal wird die Erforschung von Alzheimer, Parkinson oder anderen Krankheiten des Menschen vorgeschoben, um die Versuche zu rechtfertigen. Tatsächlich handelt es sich aber um reine Neugierforschung, ohne jeglichen Nutzen für den erkrankten Menschen.

affenhirnforschung jendritza 2023
Ein riesiger Aufbau auf dem zierlichen Schädel eines Weißbüscheläffchens im ESI.
Quelle: Jendritza P. et al. Nature communications 2023;14:577 

Affen

Mit Stand August 2024 werden am ESI ca. 17 Rhesusaffen, 1 Javaneraffe und 19 Weißbüscheläffchen gehalten. Den Tieren werden ein Haltebolzen aus Metall und über einem Bohrloch eine Elektrodenkammer auf den Schädel geschraubt. Insbesondere bei den kleinen Weißbüscheläffchen sind die Apparaturen fast genauso groß wie der Schädel selbst, wie Bilder aus einem Fachartikel zeigen. Von dem Affen Jara, der in gleichartigen Experimenten in Tübingen starb, ist dokumentiert, dass er über 20 Bohrlöcher in seinem Schädel hatte. Die Tiere werden gezwungen, unfassbare Torturen über sich ergehen zu lassen. Sie müssen während der Versuchsperiode fast täglich in einem Primatenstuhl am Hals fixiert sitzen und auf einen Bildschirm starren. Beim Auftauchen bestimmter Symbole auf dem Monitor müssen sie einen Hebel betätigen. Erledigen sie eine Aufgabe dem Forscherwunsch entsprechend, bekommen die Rhesusaffen etwas Flüssigkeit. Üblicherweise erhalten die Tiere außerhalb der Experimente nichts zu trinken, um sie genügend durstig und „kooperativ“ zu halten. Bei den Weißbüscheläffchen wird eine winzige Menge Gummi arabicum als „Belohnung“ eingesetzt. Die Tiere werden durch Nahrungsentzug zur entsprechenden „Mitarbeit“ gezwungen.

Von den derzeit 38 Affen am ESI leiden einige schon seit 10–20 Jahren. Die Affen Gandalf, Rhea, Lenny und Homer sogar seit mehr als 20 Jahren.

Maus im Ernst-Strüngmann-Institut -  sokotierschutz
Kann man das Leben nennen? Rhesusaffe Gandalf im ESI.
Quelle: SOKO Tierschutz 

 

Katzen

Bis 2021 finden sich in wissenschaftlichen Fachzeitschriften Beschreibungen von Versuchen an Katzen. Unseres Wissens werden derzeit keine Katzen mehr am ESI gehalten.

Mäuse, Ratten

Auch Ratten und Mäusen werden über Bohrlöchern unförmige Aufbauten auf dem Kopf verankert. Mäuse werden durch Hunger zur „Kooperation“ gezwungen. Beispielsweise wird ihr Kopf mit einer auf dem Schädel verankerten Halteplatte so fixiert, dass sie auf einer großen Kugel stehen. Sie müssen auf der Kugel laufen und sich so in einer virtuellen Realität bewegen. Gleichzeitig wird ihre Mimik aufgenommen und die Ergebnisse werden mit denen von Rhesusaffen verglichen. 

Maus im Ernst-Strüngmann-Institut -  sokotierschutz
Maus im ESI mit einem monströsen Implantat auf dem Kopf.
Quelle: SOKO Tierschutz

Finanzierung des ESI

Das 2012 gegründete Ernst-Strüngmann-Institut (ESI) nutzte die Räumlichkeiten des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung (MPI) in der Deutschordenstraße in Frankfurt, wo bereits seit mindestens 30 Jahren Affen, Katzen und andere Tiere entsetzliches Leiden erfahren mussten. Die Stifter Andreas und Thomas Strüngmann, die das Institut nach ihrem Vater benannt haben, finanzierten die Etablierung des ESI mit 200 Millionen Euro (5). Für einen Neubau am Campus Niederrad gab das Land Hessen 30 Millionen Euro hinzu (6). Der Umzug erfolgte 2018. Das Institut finanziert sich ansonsten aus den Erträgen der Ernst-Strüngmann-Stiftung.

Tierschutzbündnis gegen die Tierversuche am ESI

Im Zuge der Aufdeckungen um die furchtbaren Zustände am ESI hat sich in 2024 ein großes Tierschutzbündnis zwischen den Vereinen Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT), SOKO Tierschutz, PETA, Animal Rights Watch (ARIWA) und lokalen Organisationen gegründet.

Start der gemeinschaftlichen Aktionen war eine Großdemo gegen das ESI. Am 6. Juli 2024 versammelten sich über 1.800 Menschen zu einer der größten Demonstrationen gegen Tierversuche der letzten Jahrzehnte, um friedlich gegen die Experimente zu protestieren. Der Demonstrationszug führte vom Opernplatz direkt zum ESI, um das Leid der Tiere sichtbar zu machen.

Doch der gemeinsame Protest geht weiter – allein in 2024 fanden über 36 Mahnwachen und sonstige Protestaktionen statt. Auch in 2025 werden die Proteste fortgeführt – bis die unsäglichen Versuche sowie die Haltung der Tiere am ESI endlich beendet ist! Schließen sie sich unseren Protesten an!

Helfen Sie mit, die Tierhaltung am ESI zu schließen!

10 oder 20 Jahre mit unförmigen Armarturen auf dem Schädel sind genug! Wir fordern die Vermittlung der 38 Affen sowie aller Ratten und Mäuse und Unterbringung in adäquate Auffangstationen. Neue Genehmigungen sind nicht mehr zu erteilen, die grausame Forschung an Tieren am ESI ist umgehend und ein für alle Mal zu beenden!

1. Vor Ort aktiv werden

Zu den Terminen >>

2. Online-Petition gegen Affenhirnforschung unterschreiben

Zur Petition >>

3. Mahnwachen und Protestveranstaltungen vor Ort unterstützen

Alle Termine >>  

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Stand: 13.01.2025

 Quellen

  1. Zoske, S. Sexismus und Mobbing: Vorwürfe wegen sexueller Belästigung am Strüngmann-Institut. Frankfurter Allgemeine, 14.10.2024
  2. Zoske, S. : Mobbing und Tierversuche: So kämpft das Ernst-Strüngmann-Institut um seinen Ruf. Frankfurter Allgemeine, 28.10.2024
  3. Zoske, S.: Sieben Wünsche für die Hochschulen im neuen Jahr. Frankfurter Allgemeine, 02.01.2025
  4. Zeichner, P.: Wie Versuchsaffen leben. Frankfurter Rundschau, 22.07.2024 
  5. Stifter spenden Max Planck ein Institut. Tagesspiegel.de, 22.07.2008
  6. Millionen fürs Hirn. Frankfurter Rundschau, 19.01.2019