24 Millionen Euro für neues Tierversuchslabor in Berlin
Ärzteverein fordert Kehrtwende in der Politik
In Berlin-Buch soll für 24 Millionen Euro ein neues Tierversuchslabor des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) gebaut werden. In einer heute veröffentlichten Stellungnahme fordert die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche von der Berliner Politik, stattdessen tierversuchsfreie Forschungsmethoden zu fördern.
Schon jetzt ist das MDC eine der größten tierexperimentellen Einrichtungen Deutschlands. In dem geplanten zum MDC gehörenden In-vivo-Pathophysiologie-Labor (IPL) sollen weitere Tausende Tierkäfige untergebracht werden. Insgesamt will das MDC seine Kapazitäten um 13 Prozent auf über 61.000 Tiere erhöhen.
Im Jahr 2011 wurden in Berlin rund 375.000 Tiere in Tierversuchen verwendet. »Zwar ging die Zahl gegenüber dem Vorjahr um 7.000 Tiere zurück, von einer Trendwende kann aber noch keineswegs gesprochen werden«, so Dr. med. vet. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. Der Neubau des Labors und damit die Ausweitung von Tierversuchen müsse unbedingt verhindert werden.
Die Stellungnahme der Ärzte gegen Tierversuche listet eine Reihe von Tierversuchsbeschreibungen auf, die im MDC durchgeführt wurden. Die Dokumente beruhen auf Artikeln in Fachzeitschriften und belegen, dass die Tiere schweren Schmerzen, Leiden und Schäden ausgesetzt sind. So wurde bei Mäusen Krebs durch Injektion von Krebszellen hervorgerufen. Nach Verabreichung einer Testsubstanz starben die Mäuse an Vergiftungserscheinungen. In einer anderen Versuchsreihe wurde eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute durch Injektion einer reizenden Substanz und verschiedenen Bakterien ausgelöst. Die Tiere litten unter Lähmungen und starben.
Nach Ansicht des Ärztevereins sind Tierversuche nicht nur aus ethischen Gründen abzulehnen, sondern auch, weil sie wissenschaftlich unsinnig sind. »Im MDC werden Tiere künstlich krank gemacht, um molekulare Details der Entstehung dieser unnatürlichen Schäden zu untersuchen«, erklärt Tierärztin Gericke. »Die Versuchsergebnisse lassen sich jedoch nicht auf die komplexe klinische Situation in der Humanmedizin übertragen.«
Mit Bevölkerungsstudien sowie tierversuchsfreien Verfahren, die mit menschlichen Zell- und Gewebekulturen, Bakterien, ausgeklügelten Computersystemen und Mikrochips arbeiten, ließen sich dagegen aussagekräftige Ergebnisse erzielen. Die Ärztevereinigung hält außerdem die Prävention von Krankheiten durch Veränderung der Lebensweise, z.B. eine gesunde, fleischfreie Ernährung, für eine vorrangige Aufgabe der Medizin.
Der Ärzteverein hat eine Unterschriftenaktion gestartet und appelliert an die Berliner Politik, sich an die selbst gesetzten Ziele der Koalitionsvereinbarungen zu halten, in denen es heißt: »Die Koalition wird sich für die Einschränkung von Tierversuchen einsetzen und verstärkt tierversuchsfreie Forschungsmethoden fördern.« Die 24 Millionen Euro, die das neue Tierversuchslabor kosten soll, müssen entsprechend umgewidmet werden, fordert der Verein.
Termin:
Am Mittwoch, 13. Juni 2012 findet von 12-15 Uhr eine privat (nicht von den Ärzte gegen Tierversuche e.V.) organisierte Demo vor dem MDC statt.