35.000 Unterschriften gegen Rotkehlchen-Tierversuche
Ärzte gegen Tierversuche und PETA protestieren in Oldenburg
Die Passanten staunten nicht schlecht, als sie gestern in Oldenburgs Fußgängerzone auf eine Mahnwache gegen Tierversuche stießen. Die Aktivisten von PETA und Ärzte gegen Tierversuche trugen Rotkehlchen- und Hühnermasken und hielten Schilder „Ich bin kein Versuchsobjekt“ und „Artenschutz ist kein Freibrief für Tiermord“. Die Vereine wollten mit der Aktion erneut auf das Leid, das Vögeln an der Universität Oldenburg angetan wird, aufmerksam machen und die Forscher zum Umdenken auffordern. Die rund 35.000 Unterschriften, die innerhalb von nur 3 ½ Monaten zusammengekommen waren, wollte niemand von der verantwortlichen Forschergruppe entgegennehmen.
Die Arbeitsgruppe Neurosensorik untersucht den Navigationssinn von Zugvögeln und quält und tötet dafür seit mindestens 14 Jahren Rotkehlchen und andere Vögel. Allein für eine 2018 veröffentlichte Studie wurden 40 Rotkehlchen und 25 Hühner getötet. 2016 wurde eine Versuchsreihe veröffentlicht, der zufolge 91 gefangene Rotkehlchen starken elektromagnetischen Feldern ausgesetzt wurden, um sie orientierungslos zu machen. Einzeln in einen Aluminium-Käfig sitzend wurden ihre vergeblichen Flugversuche anhand der Kratzer ihrer Flügel an den mit Papier ausgekleideten Wänden registriert.
Laut einer Stellungnahme der Universität Oldenburg sollen im Rahmen eines aktuellen, auf sechs Jahre angelegten Projekts in den ersten Jahren zehn bis 20 Hühner jährlich und später auch weiter Zugvögel, wie Rotkehlchen, getötet werden. Für einen Teil des Projekts, das mit 8,6 Millionen Euro von der EU gefördert wird, ist auch der Einsatz von Zellkulturen geplant. Nach Ansicht von PETA und Ärzte gegen Tierversuche geht es dabei um reine Grundlagenforschung.
„Die Tiere sollen der Neugier einzelner Forscher geopfert werden“, kritisiert Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. „Dabei spielt es keine Rolle, ob Rotkehlchen oder Hühner die Leidtragenden sind.“
Die Aktivisten vom freiwilligen PETA-ZWEI-Streetteam Oldenburg und der Arbeitsgruppe Bremen der Ärzte gegen Tierversuche stießen bei ihrer Aktion auf großen Zuspruch aus der Bevölkerung. Einige Passanten gesellten sich spontan dazu. Eine Frau meinte, dass ein Großteil der Oldenburger entsetzt sei über das grausame Geschehen an der Universität. Im Anschluss an die Mahnwache gaben Vertreter der beiden Vereine einen Brief und eine Rotkehlchen-Silhouette mit der Anzahl der gesammelten Unterschriften im Sekretariat des Instituts für Biologie und Umweltwissenschaften ab. Der verantwortliche Forscher konnte die Petition aufgrund eines Auslandsaufenthalts nicht entgegennehmen, andere an den Versuchen beteiligte Forscher waren nicht dazu bereit.
„Wir fordern die Universität Oldenburg auf, die Tierquälerei sofort zu beenden und auf tierleidfreie Forschungsmethoden umzusteigen“, so Anne Meinert, Kognitionsbiologin und Fachreferentin Bereich Tierversuche bei PETA abschließend.