Ärzte gegen Tierversuche: Geplante Tierversuche am Klinikum Nürnberg sind unsinnig
Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich entsetzt über die jetzt bekannt gewordene Ausweitung der Tierversuche in Nordbayern. Die private Paracelsus Universität will am Klinikum Nürnberg künstliche Knorpel und Sehnen an Ratten und Mäusen erforschen. Der Verein hält die für 2018 geplanten Tierversuche für wissenschaftlich unsinnig.
„Wie will man eine kleine, gesunde, junge Maus, die auf vier Beinen läuft und über eine schnelle Regenerationsfähigkeit verfügt, mit alternden Menschen, die oft noch an anderen Krankheiten oder Fettleibigkeit leiden und mit ihrem Zweibeinergang Knorpel und Sehnen ganz anders belasten, vergleichen?“, fragt Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende des Ärztevereins. Statik, Last-Kraft-Verhältnis, Biomechanik, Ernährung, Alter, Vorerkrankungen – nichts davon stimmt zwischen Maus und Mensch überein. Die Ergebnisse aus solchen Tierversuchen sind daher nicht auf die klinische Situation beim Menschen übertragbar. Dagegen könne man menschliche Knorpelzellen bereits sehr gut in vitro, also im Reagenzglas, züchten. „An solchen humanen Modellen macht Forschung Sinn“, erklärt Gericke.
Eine schriftliche Genehmigung gibt es noch nicht, aber 500.000 Euro wurden bereits in die Einrichtung des Labors investiert, in dem die Ratten und Mäuse gehalten werden sollen. Der Ärzteverein spricht von Geldverschwendung und einem völlig falschem Signal. „Während unsere Nachbarn in den Niederlanden mit einem innovativen Ausstiegskonzept auf tierversuchsfreie Forschung setzen, werden an einer seit Jahren tierversuchsfreien Uni Nordbayerns die Uhren zurückgedreht und altertümliche Tierversuche hervorgekramt“, kritisiert die Tierärztin.
Dabei spielt es nach Aussage des Ärztevereins keine Rolle, dass es sich um ein relativ kleines Labor mit einer Kapazität von 100 Mäusen und 20 Ratten handeln soll. „Jede Maus, die in unsinnigen Tierversuchen verforscht wird, ist eine zu viel“, so Gericke abschließend.