Ärzteverein fordert: Kein neues Tierversuchslabor am UKE
32 Mio Euro für tierversuchsfreie Forschung statt Neubau am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf
Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche protestiert gegen die Pläne, am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ein neues Tierlabor zu bauen. Der Senat hat das 32 Millionen Euro teure Bauvorhaben bereits genehmigt. Der Ärzteverein will erreichen, dass der Bau umgewidmet wird in ein Haus der modernen Forschung ganz ohne Tierversuche. Hamburg könne so einen Meilenstein für einen zukunftsträchtigen Forschungsstandort setzen.
Kaninchen werden Löcher in die Schienbeine gebohrt, um ein Osteoporose-Medikament zu testen. Mäuse sterben durch eine künstlich ausgelöste Hirnhautentzündung. Bei Schafen wird ein Stück Alufolie in das Gehirn einoperiert, wodurch der Austausch zweier Hormondrüsen unterbunden wird, um ein „Tiermodell“ für die Testung von Zahnimplantaten bei alten Menschen mit Knochenschwund zu entwickeln - in ihrer Stellungahme listet der Verein eine Reihe von Tierversuchsprojekten auf, die am UKE durchgeführt worden sind.
„Solche Versuche sind weder ethisch noch wissenschaftlich zu rechtfertigen“, sagt Dr. Corina Gericke, Vizevorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche. „Tiere werden künstlich krank gemacht, um als ‚Tiermodell‘ Symptome der Erkrankungen des Menschen nachzuahmen. Anschließend wird versucht, diese künstlichen Symptome wieder zu heilen. Da diese aber absolut nichts mit der Krankheit beim Menschen gemein haben, funktionieren die so gefundenen Therapiemethoden beim Patienten nicht.“
Bevölkerungs- oder Patientenstudien, Zellkulturen, Multiorganchips und Miniorgane wie Miniherz oder Minihirn aus menschlichen Zellen bieten dagegen laut dem Ärzteverein innovative Möglichkeiten, tierleidfrei im Sinne des Menschen zu forschen. „In der heutigen Zeit, wo die Niederlande bereits den Ausstieg planen, noch solche Summen in das Auslaufmodell Tierversuch zu stecken, ist absolut nicht zeitgemäß“, so Gericke.
Der Verein kündigt mit seiner lokalen Arbeitsgruppe Protestaktionen, Unterschriftensammlungen und Vortragsveranstaltungen an, um die Hamburger Öffentlichkeit und Politik zu überzeugen, dass die Fördergelder umgewidmet werden müssen.
166.147 Tiere wurden 2016 in Hamburger Laboren „verbraucht“, rund 5 % der Gesamtzahl Deutschlands. Im Städtevergleich der Ärzte gegen Tierversuche liegt Hamburg auf Platz 10 der Tierversuchshochburgen. An 11 Einrichtungen werden Tierversuche durchgeführt, wobei das UKE mit 21 tierexperimentell tätigen Kliniken und Instituten die größte ist.