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»Unsägliche Tortur bei einer medizinischen Relevanz von Null«

Die Einstellung der Hirnversuche an Affen an der Ruhr-Universität Bochum war zunächst für Sommer 2009 verkündet worden. Nun sollen die Versuche doch bis mindestens 2011 weitergeführt werden. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche kritisiert die Experimente am Affenhirn als »unsägliche Tortur bei einer medizinischen Relevanz von Null«.

Seit Jahren wird unter anderem in Tübingen, Bremen, Göttingen, Magdeburg und Bochum am Hirn von Affen experimentiert, ohne dass etwas medizinisch Relevantes für den Menschen dabei herauskommt. Die Versuche laufen überall nach dem gleichen Strickmuster ab. Die Affen werden durch Durst zur Kooperation gezwungen. Ihr Kopf wird stundenlang unbeweglich fixiert. Mittels durch Bohrlöcher im Schädel in das Gehirn eingeführte Elektroden werden Messungen vorgenommen, während die Affen auf einen Monitor blicken. Nur, wenn die durstigen Tiere tun, was von ihnen verlangt wird, erhalten sie über einen Schlauch im Mund etwas Saft.

»Bei gewissenhafter Anwendung des Tierschutzgesetzes müssten diese Versuche sofort verboten werden. Denn der von den Experimentatoren prophezeite Durchbruch in der Heilung von beispielsweise Alzheimer ist auch nach über zehn Jahren Affenhirnforschung nicht in Sicht«, erläutert Diplombiologin Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche.

Die Behörden in Berlin, Bremen und München haben längst Einsicht gezeigt, dass die Affenversuche vor dem Tierschutzgesetz und dem Staatsziel Tierschutz nicht zu rechtfertigen sind, da der geforderte medizinische Nutzen ausblieb, die Qual für die Tiere indes immens ist. Die Fortführung der Experimente wurde nicht mehr genehmigt, bzw. in Bremen steht eine Gerichtsentscheidung an. Nach Ansicht der Ärztevereinigung ist es an der Zeit, dass auch andere Genehmigungsbehörden der rein zweckfreien Grundlagenforschung an Tieren die Stirn bieten und damit den Weg ebnen für eine tierversuchsfreie Forschung, die echten Nutzen für den Menschen bringt.

Ärzte gegen Tierversuche e.V. verweist zudem auf eine Regelung im Tierschutzgesetz, nach der Doppel- oder Mehrfachversuche nur durchgeführt werden dürfen, wenn sie unerlässlich sind. Der Verein bezeichnet es als höchst verwerflich, dass trotzdem jahrelang an verschiedenen Institutionen in Deutschland ein und dieselben besonders qualvollen Versuche am Affenhirn durchgeführt werden, ohne dass die Behörden ihr Veto einlegen oder rechtlich Einhalt geboten wird.

»Hier zeigt sich deutlich, dass das Tierschutzgesetz nichts weiter als ein Papiertiger ist, da schon ein vager, nur in Aussicht gestellter medizinischer Nutzen ausreicht, um bei der ethischen Abwägung das Leid der Tiere unter den Tisch fallen zu lassen«, so Bitz. Erklärtes wissenschaftliches und ethisches Ziel der Ärztevereinigung ist es, die längst fällige Kehrtwende weg vom Tierversuch, hin zu einer gänzlich tierversuchsfreien Forschung, einzuleiten.