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Grüne Ministerien hüllen sich in Schweigen

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich enttäuscht von den grünen Wissenschafts- und Landwirtschaftsministerien in Baden-Württemberg, die entgegen aller Versprechen die Hirnforschung an Affen nicht beenden wollen und den Dialog mit der Tierschutzseite nicht wünschen. Der Verein wirft der Landespolitik Klientelpolitik vor, da mit dem Festhalten an der Affenforschung rein elitären Forscherinteressen entsprochen und letztlich der medizinische Fortschritt blockiert würde.

Während im Wahlprogramm der baden-württembergischen Grünen 2011 noch zu lesen war, man wolle die „grausame Hirnforschung an Affen“ im Land beenden, wollen die beiden grünen Landwirtschafts- und Wissenschaftsministerien ¬¬– kaum waren sie an der Regierung – offensichtlich von ihrem Versprechen nichts mehr wissen. Wiederholte Anfragen der Ärzte gegen Tierversuche für einen Gesprächstermin und zur Übergabe von mehr als 40.000 Unterschriften blieben auch nach einem Dreivierteljahr unbeantwortet. Dagegen findet seitens Wissenschaftsministerin Bauer ein reger Austausch mit den Tierexperimentatoren statt. Deren Pauschalbehauptungen der angeblichen medizinischen Notwendigkeit der Affenversuche machte sich die Ministerin nach ausgiebigen Besichtigungen, für die sie sich Zeit nahm, zu eigen. Auch der für Tierschutz zuständige Minister Bonde zeigte von Beginn an kein Interesse an den Belangen der Tierschützer – so fand er bereits 2011 keine Zeit, die damals über 60.000 gesammelten Unterschriften entgegenzunehmen.

„Das Verhalten der beiden Ministerien lässt die Schlussfolgerung zu, dass hier eine ethische und fortschrittliche Medizin und Wissenschaft, die nicht nur Tieren Leid erspart, sondern kranken Menschen hilft, offenbar nicht gewollt ist“, kommentiert Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, Sprecherin der Ärzte gegen Tierversuche. Die Ärztevereinigung hat kürzlich eine wissenschaftliche Stellungnahme* veröffentlicht, die belegt, dass die seit Jahrzehnten praktizierte Hirnforschung an Affen keinerlei medizinische Relevanz hat. So wird standardmäßig die Behandlung der Erforschung von Alzheimer und Parkinson als Rechtfertigung der Tierversuche vorgebracht. Tatsächlich ist es höchst spekulativ, ob die im reinen Grundlagenforschungsbereich angesiedelten Fragestellungen, wie Affen Gesichter, Farben oder Klänge verarbeiten, jemals zu einer Anwendung in der Humanmedizin beitragen.

Dennoch werden auch unter der grün-roten Landesregierung in der per Definition zweckfreien Grundlagenforschung am Tübinger Max-Planck-Institut (MPI) sowie an weiteren Instituten Rhesusaffen durch Durst gefügig gemacht, damit sie mit angeschraubtem Kopf und Elektroden im Gehirn nach Forscherwunsch Aufgaben am Bildschirm erledigen. Seit über sechs Jahren fordert die Ärztevereinigung den Ausstieg aus den Versuchen. Von den Organisationen BUAV und Soko Tierschutz am MPI verdeckt gemachte Filmaufnahmen legten vor wenigen Monaten den Verdacht rechtswidrigen Verhaltens nahe, die Staatsanwaltschaft hatte Dokumente beschlagnahmt und ermittelt derzeit noch.

In ihrer Begründung für die Forderung nach einem sofortigen Verbot der Affenversuche verweist die Ärztevereinigung auch auf die Einschätzung der Genehmigungsbehörden anderer Bundesländer, die derartige Projekte nicht mehr genehmigt haben, da das Leid der Affen als zu hoch und der medizinische Nutzen als nicht gegeben erkannt wurden. In seinem Ablehnungsbescheid legte beispielsweise das in Berlin zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales dar: „Um einem lebensbedrohlichen Leiden (Durst) zu entrinnen, fügt sich das Tier in ein anderes erhebliches Leiden (Kopffixierung im Primatenstuhl)“.