Affenversuche auf dem Prüfstand
EU-Ombudsmann ermittelt wegen von Tierversuchslobby geprägtem Bericht
Der EU-Ombudsmann lässt eine Studie zur Bewertung des Nutzens von Tierversuchen an Affen überprüfen. Grund ist eine Beschwerde der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE)* gegen den einseitig gefärbten Bericht des Wissenschaftlichen Komitees für Gesundheit und Umweltrisiken (SCHER)** der Europäischen Kommission. Der Bericht habe Erkenntnisse über die Unsinnigkeit von Affenversuchen ignoriert und dürfe laut Ärzte gegen Tierversuche nicht in der derzeitigen Abstimmung über die EU-Tierversuchsrichtlinie zementiert werden. Der bundesweite Ärzteverein wirft der EU-Kommission »Marionettenwirtschaft zu Lasten der Tiere« vor.
Die Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen, bei der die Ärzte gegen Tierversuche Mitglied sind, legte beim EU-Ombudsmann Beschwerde ein, da die Arbeitsgruppe der EU-Kommission Erkenntnisse über die Unzuverlässigkeit von Primatenversuchen bei der Heilung menschlicher Krankheiten außer Acht gelassen habe und keine Aussage über den Ausstieg aus der Forschung an nicht-menschlichen Primaten getroffen wurde. Kritikpunkt war zudem, dass sich die Arbeitsgruppe zum Großteil aus Tierexperimentatoren zusammensetzte, denen zudem die Expertise über Primaten und tierversuchsfreie Forschung fehlte. Der Ombudsmann geht nun den Unstimmigkeiten nach und forderte in diesen Tagen die EU-Kommission auf, bis zum 30. April Stellung zu beziehen.
»Die Besetzung der Arbeitsgruppe mit Vertretern der Tierversuchslobby zeigt deutlich, wie sich die Politik als Marionette missbrauchen lässt. Den Preis dafür zahlen Millionen Tiere, die einen sinnlosen Labortod sterben und die Bürger, deren Wunsch nach Tierschutz von den Volksvertretern verraten wird«, kritisiert Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärzte gegen Tierversuche.
Infolge einer Deklaration des Europäischen Parlamentes im September 2007, in der sich 433 Abgeordnete für den Ausstieg aus Primatenversuchen aussprachen, hatte die Kommission das Wissenschaftliche Komitee für Gesundheit und Umweltrisiken mit einer Untersuchung zum Nutzen von Versuchen an nicht-menschlichen Primaten und möglicher so genannter Alternativen beauftragt.
Für die neue Tierversuchsrichtlinie ist es nach Ansicht der Ärztevereinigung von zentraler Bedeutung zu verhindern, dass die Interessen der Tierexperimentatoren noch mehr dominieren. Der von der Kommission im November 2008 ursprünglich vorgelegte Richtlinienentwurf sei schon ein kaum akzeptabler Kompromiss gewesen, noch mehr Einbußen auf Kosten der Tiere könnten nicht hingenommen werden. Die Ärztevereinigung fordert von der Politik, endlich Rückrat zu zeigen und dem Tierschutz die Stellung zuzugestehen, die ihm gebührt.
*European Coalition to end animal experiments (ECEAE)
**Scientific Committee on Health and Scientific Risks (SCHER)