Amerikanische Gesundheitsbehörde erkennt Zelltest an
Ende der Mäusequal für Botox in Sicht
Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche begrüßt die Bekanntmachung des Botoxherstellers Allergan zur Anerkennung einer Zellmethode zur Testung seiner Botox-Produkte. Zahlreiche qualvolle Tierversuche an Mäusen sollen damit zumindest teilweise ersetzt werden. Der Verein kritisiert jedoch, dass der herkömmliche Giftigkeitstest an Mäusen noch immer als Standardmethode gilt.
Laut einer aktuellen Mitteilung des größten Botoxherstellers, Allergan, hat die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA eine Zellmethode zur Testung von Botox-Produkten zugelassen.
Die neue Testmethode ist allerdings bislang nur in den USA für die identischen Produkte Botox und BotoxCosmetic der Firma Allergan zugelassen. Nach Angaben des Herstellers können damit für diese Produkte innerhalb der nächsten drei Jahre bis zu 95 % der Tierversuche eingespart werden, vorausgesetzt die Behörden in anderen Ländern erkennen den Zelltest an. Eine Zahl der für Botox-Versuche verwendeten Tiere nennt der Konzern nicht. Nach Schätzungen des Ärztevereins werden allein bei Allergan jährlich über 500.000 Mäuse für die Testung von Botox verwendet, insgesamt geht der Verein von weltweit über 600.000 Tieren aus. Allergan macht weiterhin keine Angaben über die Art der Zellmethode. Nach Ansicht des Ärztevereins wäre es nicht akzeptabel, wenn für die Gewinnung der Zellen Tiere getötet würden.
»Es ist erfreulich, dass wir mit der Anerkennung der Zellmethode dem Ende des besonders grausamen und wissenschaftlich unzuverlässigen LD50-Tests an Mäusen bei der Botox-Testung ein Stück näher kommen«, kommentiert Dipl.-Biol. Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärztevereinigung, die Entwicklung in den USA. »Nun gilt es darauf hinzuwirken, dass auch bei den anderen beiden wichtigsten Botoxherstellern, Ipsen und Merz, die tierversuchsfreie Testung forciert wird.«
Das Europäische Arzneibuch erlaubt bereits seit Jahren die Anwendung von drei sogenannten Alternativmethoden anstelle des herkömmlichen LD50-Tests an Mäusen. Hierbei wird die Dosis ermittelt, bei der die Hälfte der Tiere stirbt. Jedoch müssen die tierversuchsfreien Methoden validiert, also auf ihre Zuverlässigkeit überprüft werden, was den Herstellern obliegt. Die jetzt von Allergan entwickelte Methode ist bislang nicht im Arzneibuch aufgeführt. »Die Rechtsvorschrift muss umgehend entsprechend geändert werden, damit der Einsatz der Zellmethode auch in Europa vorangetrieben wird«, fordert Bitz. Die Firma Allergan verhandelt nach eigenen Angaben bereits mit den anderen Botox-Herstellern über Lizenzen für ihre Testmethode.
Die Ärzte gegen Tierversuche führen seit Anfang 2007 eine Protestkampagne gegen Botox-Tierversuche durch. Zusammen mit ihren Partnern bei der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE) wurde die Kampagne europaweit ausgedehnt. In der jetzt erfolgten behördlichen Anerkennung einer Zellmethode sehen sie einen Teilerfolg ihrer jahrelangen Lobbyarbeit, fordern jedoch ein weltweites, vollständiges Verbot der Botox-Testung an Tieren ein. Der Verein will ein sofortiges Moratorium für die kosmetische Anwendung von Botox-Produkten erreichen sowie eine zeitnahe verbindliche Anwendung der vorhandenen tierversuchsfreien Methoden für alle Hersteller von Botulinumtoxin-Produkten.