Baden-Württemberg setzt auf noch mehr Tierversuche
- Gemeinsame Pressemitteilung
Uni Hohenheim will zwei neue Labore
Die bundesweiten Vereine Ärzte gegen Tierversuche und Bund gegen Missbrauch der Tiere zeigen sich entsetzt über die ihnen bekannt gewordenen Pläne der Universität Hohenheim, zwei neue Tierversuchslabore zu errichten. Sie kritisieren den Bau immer weiterer tierexperimenteller Einrichtungen, von denen der Steuerzahler nichts erfahren soll, diese jedoch bezahlen muss.
Wie aus Dokumenten hervorgeht, die der Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche anonym zugeleitet worden sind, ist an der Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim unter der Bezeichnung „Neuordnung Tierwissenschaften“ der Neubau von Tierversuchslaboren geplant.
Nach Kenntnis der Vereine liegt für den Bau der neuen Tierversuchslabore noch keine Genehmigung vor. Den Dokumenten nach sollen ein „Laborgebäude mit Kleintieren (Standort 1, Microbiotaforschung südlich der Biologie)“ sowie eine „Einrichtung mit Tötungsmöglichkeiten für Großtiere (Standort 2, Meiereihof)“ entstehen. Beteiligt sind das Institut für Tierernährung, das Institut für Tierhaltung und –züchtung, das Institut für Umwelt- und Tierhygiene/Tiermedizin und das Institut für Tierproduktion in den Tropen und Subtropen. Es sollen Haltungskapazitäten für über 1.000 Mäuse, 150 Geflügeltiere, bis zu 115 Schweine, 18 Schafe und 6 Rinder geschaffen werden, die unter anderem für Infektionsversuche herhalten sollen. Üblicherweise werden freie Tierplätze mehrmals im Jahr neu besetzt, so dass davon auszugehen ist, dass die Tierzahl höher sein wird. Für die Tierhaltung ist kein Tageslicht vorgesehen.
Um Klarheit über den aktuellen Sachstand zu bekommen, haben die Ärzte gegen Tierversuche und der Bund gegen Missbrauch der Tiere den in Baden-Württemberg für Tierschutz zuständigen Minister, Alexander Bonde, angeschrieben und detailliert um Auskunft gebeten. Die Vereine wollen unter anderem wissen, ob das Vorhaben bereits zur Genehmigung eingereicht wurde, welche konkreten Tierversuche vorgesehen sind und welche Summe an Steuergeldern das Land Baden-Württemberg bereitstellt.
Nach Aussage der Vereine werden an der Universität Hohenheim bereits zahlreiche grausame und wissenschaftlich unsinnige Experimente an Tieren durchgeführt. So wird an Mäusen untersucht, ob Zimt vor alkoholbedingter Leberverfettung schützt. Den Mäusen wird eine alkoholische Zimtlösung 4 Tage lang in das Trinkwasser gegeben. Am 5. Tag wird ihnen eine hohe Dosis Alkohol mit einer Schlundsonde in den Magen verabreicht. Zwölf Stunden später werden die Tiere getötet. Tiere zu missbrauchen, um ein Gegenmittel zu übermäßigem Konsum von Suchtmitteln zu suchen, bezeichnen die Vereine als ethisch untragbar. Zudem werde im Tierversuch ausgeblendet, dass die Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragbar sind. Bevölkerungsstudien sowie Computermodelle oder Biochips, die Aussagen über den Stoffwechsel ermöglichen, würden hingegen klinisch relevante Erkenntnisse liefern.
Die Ärzte gegen Tierversuche und der Bund gegen Missbrauch der Tiere fordern, dass öffentliche Gelder, die in die neuen Labore der Uni Hohenheim investiert werden sollen, stattdessen für moderne, tierversuchsfreie Forschungsvorhaben bereitgestellt werden.