Bilanz nach einem Jahr Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen“
Politik weiter untätig
Ein Jahr nach Start der Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen“ am 21. Januar 2009 zieht die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche Bilanz: Nach wie vor werden in Tübingen Affen für völlig zweckfreie Forschung gequält und die Politik entzieht sich immer noch ihrer Verantwortung Mensch und Tier gegenüber, heißt es von Seiten der Ärztevereinigung. Der Verein fordert den sofortigen Ausstieg aus den Affenversuchen und stattdessen eine rein tierversuchsfreie Forschung.
Nach Aussage der Ärzte gegen Tierversuche werden die Affen in Tübingen mit festgeschraubtem Kopf und durch Flüssigkeitsentzug gezwungen, jahrelang Dinge auszuhalten, die Menschen als Tortur empfinden würden. „Schon allein die Fixierung des Kopfes über einen Zeitraum von nur 20 Minuten empfanden menschliche Probanden als unerträglich“ , erläutert Diplombiologin Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Vereins Ärzte gegen Tierversuche. Die Affen müssen dies jeden Tag mehrere Stunden ertragen. Der Verein stellt damit die Versuche an drei Tübinger Instituten* an den Pranger, an denen untersucht wird, wie Affen zählen oder wie ihr Hirn Bilder verarbeitet, und kritisiert diese tierexperimentelle Grundlagenforschung als klinisch vollkommen irrelevant. Den Tieren wird der Schädel aufgebohrt, um Elektroden zur Messung von Hirnströmen einzuführen.
Die Genehmigungsbehörden in München, Berlin und Bremen haben die Unvertretbarkeit solcher Versuche erkannt und konsequenterweise vergleichbare Hirnforschung an Affen aus ethischen Gründen und mangels medizinischen Nutzens abgelehnt. Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche fordert dies auch in Baden-Württemberg und startete daher vor einem Jahr die Kampagne »Stoppt Affenqual in Tübingen«.
»Solange sich die Politik schützend vor die einflussreiche Tierversuchslobby stellt, anstatt sich klar zu einer tierversuchsfreien Forschung zu bekennen, dürfen wir mit dem öffentlichen Druck nicht nachlassen«, appelliert die Ärztevereinigung an die Bevölkerung. Ginge es tatsächlich um für den Menschen relevante medizinische Erkenntnisse, müsste auf das antiquierte System »Tierversuch« endgültig verzichtet werden.
Im Rahmen der Kampagne veranstaltet der Verein in Kürze einen Aktionstag in Tübingen und ruft zu einer breiten Beteiligung an der Protestaktion auf. Unter anderem können vorbereitete Postkarten an den baden-württembergischen Landwirtschaftsminister Peter Hauk MdL verschickt werden.
*Abteilung Kognitive Neurologie, Hertie-Institut für Klinische Hirnforschung, Universität Tübingen, Ottfried-Müller-Str. 27, 72076 Tübingen; Labor für Primaten-Neurokognition, Abteilung für Tierphysiologie, Institut für Zoologie, Universität Tübingen, Auf der Morgenstelle 28, 72076 Tübingen; Max-Planck-Institut (MPI) für Biologische Kybernetik, Spemannstraße 38, 72076 Tübingen