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Verein wehrt sich gegen Verleumdung eines Politikers

Der jüngst wegen rassistischer Äußerungen in die Schlagzeilen geratene Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer wirft dem bundesweiten Verein Ärzte gegen Tierversuche Namensschwindel vor. Die Organisation reagiert mit Beschwerde an die Bundes-Parteivorsitzenden der Grünen.

Eine Unterstützerin des Vereins bat den grünen Politiker in einer E-Mail darum, sich gegen Tierversuche in seiner Stadt einzusetzen und stattdessen innovative und humanbasierte, tierversuchsfreie Forschungsmethoden zu fördern. Bezug nahm sie dabei auf die Organisation Ärzte gegen Tierversuche. Vor dem Hintergrund der immer erfolgreicheren tierleidfreien Methoden und der immer lauter werdenden wissenschaftlichen Kritik an Tierversuchen sollte man davon ausgehen, dass solch eine Bitte von einem Politiker zumindest ernst genommen, wenn auch nicht sofort umgesetzt wird.

Stattdessen wiederholte Boris Palmer in seiner Antwort seine Aussagen aus Facebook-Posts der Jahre 2017 und 2018. Damals bezeichnete er den Verein als „unseriös“, da es dort „fast keine Ärzte“ gäbe. In seinem aktuellen Schreiben steigerte er diese Aussage sogar noch durch Formulierungen wie „Schwindel mit dem Namen“, „fast keine Ärzte“, „keine Wissenschaft“ und „reine Lobby“.

„Dass sich Herr Palmer der modernen tierversuchsfreien Forschung verschließt und Tierversuche öffentlich immer wieder verteidigt, ist schlimm genug, insbesondere für einen grünen Politiker. Die jüngste Attacke gegen unseren Verein ist jedoch für einen Politiker in seiner Position vollkommen unangemessen und zudem inhaltlich eine Falschaussage“, so Dr. med. vet. Gaby Neumann, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche.

„Unser Vorstand setzt sich komplett aus Ärzten zusammen. Und in unserem Wissenschaftsteam arbeiten hauptamtlich sieben Naturwissenschaftler und Mediziner“, berichtet Tierärztin Neumann weiter. Die 1979 gegründete Organisation zeichnet sich dadurch aus, dass die Mitglieder zu rund einem Drittel aus Ärzten bzw. Medizinern, diese sogar überwiegend aus der Humanmedizin kommend, besteht. Hinzu kommen Fördermitglieder anderer Berufsgruppen. Für jedermann frei zugänglich ist die genaue Vereinsstruktur auf der Transparenzseite der Vereinswebseite abgebildet.

„Dass wir seit 2008 auch Fördermitglieder zulassen, ist dem Wunsch vieler Unterstützer geschuldet, denen gerade unsere wissenschaftliche Expertise wichtig ist“, so Neumann. „Uns als unwissenschaftlich, unseriös und rein lobbybasiert zu bezeichnen, ist deshalb scharf an der Grenze zwischen Meinungsfreiheit und Verleumdung.“

Ärzte gegen Tierversuche hat nun einen Brief an die Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/DIE GRÜNEN, Annalena Baerbock und Robert Habeck, verfasst, in dem die Organisation mit der Schilderung des Sachverhalts auch auf eine weitere Problematik hinweisen. Denn in ihrem Wahlprogramm spricht sich die Partei für einen Ausstieg aus Tierversuchen zugunsten tierversuchsfreier Forschungsmethoden aus. „Boris Palmer verunglimpft mit seinen Aussagen also nicht nur unseren Verein, sondern stellt auch noch die Werte, für die seine Partei steht, in Frage“, kritisiert Neumann abschließend.