Botox-Tierversuche: Firmen zunehmend unter Druck
Der britische Hersteller von Botox*-Produkten, Ipsen, strebt an, ab Ende 2014 hierfür keine Tierversuche mehr durchzuführen. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich erfreut darüber, kritisiert jedoch, dass bis dahin nach wie vor Zehntausende Mäuse einen qualvollen Tod für die Schönheitsprodukte sterben müssen. Zudem könne erst nach dieser Frist beurteilt werden, ob Ipsen Wort gehalten hat.
Wie Ipsen der belgischen Tierrechtsorganisation GAIA, die wie Ärzte gegen Tierversuche Mitglied bei der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE) ist, in einem aktuellen Gespräch mitteilte, soll voraussichtlich Ende 2014 Schluss mit Tierversuchen für die Chargenprüfung seiner Botulinumtoxinprodukte Azzalure and Dysport sein. Der Konzern geht eigenen Angaben zufolge davon aus, bis dahin eine Zulassung für die tierversuchsfreie Testung zu erhalten.
Auch die Frankfurter Firma Merz testet seine Botox-Produkte Xeomin und Bocouture im Tierversuch. Wie Merz der Ärztevereinigung kürzlich mitteilte, will die Firma Ende 2014 eine tierversuchsfreie Methode bei der Behörde einreichen. Ob und wann diese Methode dann anerkannt wird, ist laut Ärzteverein fraglich. Der Marktführer Allergan dagegen hat bereits zumindest in den USA und Europa eine Zulassung für eine tierversuchsfreie Testmethode.
Bei dem Tierversuch handelt es sich um den besonders umstrittenen LD50-Test. Gruppen von Mäusen wird die Substanz in verschiedenen Dosierungen in die Bauchhöhle injiziert, um die Dosis zu ermitteln, bei der die Hälfte der Tiere stirbt. Für die Mäuse ist das mit unvorstellbaren Qualen verbunden. Das Gift lähmt die Atemmuskulatur, die Tiere ersticken bei vollem Bewusstsein. Merz lässt nach Kenntnis der Ärzte gegen Tierversuche jährlich mindestens 34.000, Ipsen rund 70.000 Mäuse auf diese Weise töten.
Produkte mit Botulinumtoxin werden für verschiedene medizinische Indikationen wie Schiefhals eingesetzt. Der Großteil der Anwendungen erfolgt jedoch zu rein kosmetischen Zwecken, wie die Glättung von Falten. Tierversuche für Kosmetika sind EU-weit verboten, das Testungsverbot wird jedoch umgangen. Da das Nervengift gespritzt und nicht auf die Haut aufgetragen wird, erfolgt die Zulassung als Arzneimittel.
Der Verein Ärzte gegen Tierversuche führt seit Anfang 2007 eine Protestkampagne gegen Botox-Tierversuche durch. Zusammen mit seinem europäischen Dachverband ECEAE wurde die Kampagne europaweit ausgedehnt. Gemeinsam mit seinen Partnern bei der ECEAE werden die Ärzte gegen Tierversuche weiterhin mit Nachdruck fordern, dass die Testung von Botox-Produkten von allen Herstellern vollständig tierversuchsfrei erfolgt.
- »Botox« ist der Handelsname eines Produktes aus dem Bakteriengift Botulinumtoxin der Firma Allergan. An dieser Stelle wird »Botox« nicht als Handelsname, sondern als Abkürzung für Botulinumtoxin verwendet.