Bremer Behörde untersagt Hirnforschung an Affen
Ärztevereinigung begrüßt Entscheidung
Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich erfreut über die erneute Entscheidung der Bremer Gesundheitsbehörde, den Versuchsantrag von Prof. Kreiter auf Durchführung von Grundlagenforschung am Hirn von Affen nicht zu genehmigen. Sie sieht darin eine vorbildliche Umsetzung des Staatsziels Tierschutz, nach dem der Forschungsfreiheit nicht einfach im Zuge alter Gewohnheiten der Vorrang gegeben werden dürfe.
Die Genehmigungsbehörde versagte erstmals im Jahr 2008 die Erlaubnis zur Durchführung der Affenversuche. Kreiter klagte gegen den Ablehnungsbescheid. Im Mai 2010 gab das Gericht der Klage des Forschers teilweise statt und gab der Behörde auf, über den Antrag neu zu entscheiden. Die Behörde musste durch Gutachten die Belastung der Tiere sowie die Bedeutung des Forschungsvorhabens klären. Die Ablehnung der Versuche durch die Behörde wurde durch das Gericht aufgehoben, so dass Kreiter seine Versuche bis Ende November 2011 fortsetzen konnte.
Einem aktuell vorgelegten Gutachten des renommierten amerikanischen Psychologieprofessors John Gluck zufolge ist das Leid der Affen als ‚moderat bis erheblich’ einzustufen und insbesondere der Wasserentzug als sehr belastend zu werten. Die Angaben Kreiters, die Affen würden nicht leiden, werden deutlich widerlegt und damit die Auffassung der Bremer Behörde gestärkt.
Im August 2011 beantragte Kreiter die Fortführung seiner Hirnversuche an Affen bis 2014. Die zuständige Genehmigungsbehörde lehnte den Antrag nun erneut ab. Dagegen will die Universität wiederum klagen. Nach Aussage der Ärzte gegen Tierversuche gibt es für die Hirnversuche an Affen keine Rechtfertigung, da sie mit extremem Leiden verbunden sind, gegenüber einer ergebnisfreien Forschung.
In Deutschland wird seit rund 30 Jahren Hirnforschung an Affen betrieben, vorgeblich, um damit möglicherweise Krankheiten wie Epilepsie oder Parkinson verstehen zu können - Therapien für menschliche Erkrankungen resultieren daraus jedoch keine. »Die Tiere werden zum reinen Erkenntnisgewinn einzelner Forscher über die Funktionsweise des Affenhirns stundenlang bewegungsunfähig fixiert, ihr Hirn wird aufgebohrt um Messelektroden einzuführen und sie werden durch Flüssigkeitsentzug zur Mitarbeit gezwungen«, erläutert Dipl.-Biol. Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärztevereinigung. Für den medizinischen Fortschritt ist diese Forschung irrelevant, da eine zuverlässige Übertragung von Erkenntnissen aus der Affenforschung auf den Menschen nicht möglich ist, so die Ärztevereinigung.
In München und Berlin wurden den Bremer vergleichbare Hirnversuche an Affen ebenfalls abgelehnt, da die Behörden das Leid der Tiere als zu hoch und den medizinischen Nutzen als nicht gegeben sahen. Die in München zuständige Behörde machte in ihrem Ablehnungsbescheid 2008 deutlich: „Um einem lebensbedrohlichen Leiden (Durst) zu entrinnen, fügt sich das Tier in ein anderes erhebliches Leiden (Kopffixierung im Primatenstuhl)«.
»Wie ethische und klinisch relevante Hirnforschung aussehen kann, zeigt unter anderem die britische Universität Durham, wo mittels Transkranieller Magnetstimulation Wahrnehmung, Lern- und Gedächtnisverhalten an Probanden gefahrlos erforscht werden. Die vor rund zwei Jahrzehnten entwickelte Methode wird in der Diagnostik und Behandlung von neurologischen Krankheiten eingesetzt«, erklärt Bitz.
Die Ärzte gegen Tierversuche betonen, wie wichtig es ist, dass die Bremer Genehmigungsbehörde, deren Entscheidung nun durch ein Gutachten bestätigt wurde, weiterhin Rückgrat zeigt und unterstützen deren Widerspruch. Der Verein appellierte in einem Schreiben an die Behörde, im weiteren Verfahren an den klaren Belegen gegen die Affenhirnforschung festzuhalten.