Bremer Hirnforscher Kreiter will Fortführung der umstrittenen Tierversuche notfalls einklagen
Über eine Million Euro Steuergelder für Affenversuche
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat weitere 1,2 Millionen Euro für die Affenversuche der Universität Bremen bewilligt. Seit mehr als zehn Jahren tobt der Streit um die umstrittenen Tierversuche. Hirnforscher Andreas Kreiter will bis vors Bundesverfassungsgericht ziehen, sollte die Verlängerung seiner Experimente nicht genehmigt werden.
Seit seiner Berufung an die Bremer Uni im Jahr 1997 wird die Forschungstätigkeit Kreiters von unzähligen Protesten zehntausender Bürger begleitet. Unter anderem organisierten der Bremer „Tierrechtsbund Aktiv“ und die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche Anfang 2007 eine Mahnwache mit der Forderung, die Versuche einzustellen. Im März 2007 reagierte die Politik. Die Bremer Bürgerschaft beschloss einstimmig den geordneten Ausstieg aus den Affenversuchen.
Auch die Bremer Landesregierung drehte den Geldhahn für Kreiter zu. Allerdings erhält der Hirnforscher nach eigenen Angaben von der Bremer Landesregierung sowieso so gut wie kein Geld. Er finanziert sich aus Mitteln des Bundesministeriums für Forschung und Technologie, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der EU sowie diverser Stiftungen. Jetzt bewilligte die DFG erneut 1,2 Millionen Euro für die Affenversuche der Uni Bremen. Die DFG wird aus öffentlichen Geldern von Bund und Ländern finanziert.
Es ist zu erwarten, dass der Antrag auf Verlängerung der Versuchsgenehmigung durch die zuständige Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales abgelehnt wird. Die Universität Bremen hat bereits angekündigt, dass sie sich notfalls bis zum Bundesverfassungsgericht durchklagen will, um die Versuche durchzusetzen.
Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche nennt die Bremer Affenversuche »extrem grausam und wissenschaftlich sinnlos«. Den Makakenaffen werden Messgeräte auf dem Schädel implantiert. Dann werden sie in Primatenstühlen fixiert und der Kopf wird unbeweglich angeschraubt. Außerhalb der Experimente erhalten die Affen nichts zu trinken. Für gute Kooperation gibt ein paar Tropfen Saft. »Die Tiere leiden unter permanentem Durst, der sie dazu zwingt, für etwas Flüssigkeit alles zu machen, was von ihnen verlangt wird«, sagt Dr. med. vet. Corina Gericke, Fachreferentin bei Ärzte gegen Tierversuche. »Die Torturen müssen die intelligenten Tiere über Jahre meist täglich mehrere Stunden lang ertragen.« Dabei handelt sich um reine Grundlagenforschung ohne praktischen Bezug. »Eine mögliche Behandlung von Alzheimer oder Epilepsie ist nur vorgeschoben«, so die Tierärztin weiter. »Tatsächlich ist der Nutzen für kranke Menschen gleich null.«
Im März 2007 wurden ähnliche Versuche an der Charité in Berlin durch die zuständige Genehmigungsbehörde abgelehnt. Im November 2006 lehnte die Regierung von Oberbayern die Fortsetzung der Versuche an Affen im Bereich der Hirnforschung im Klinikum Grosshadern in München ab. Während der Forscher in Berlin die Einspruchsfrist verstreichen ließ, legte der Antragsteller in München Widerspruch ein, über den noch nicht entschieden ist. Die Ärztevereinigung hält die Ablehnung der Genehmigungsanträge in Berlin und München für wegweisend.
»Es kann nicht angehen, dass sich ein aus Steuergeldern finanzierter Forscher über den Willen der Bevölkerung und den demokratisch erzielten Beschluss der Politik einfach hinwegsetzt«, so Andreas Zemke, erster Vorsitzender des Bremer Tierrechtsbund aktiv. »Wir fordern Senatorin Renate Jürgens-Pieper auf, hart zu bleiben und die Versuche nicht weiter zu genehmigen. Nach mehr als zehn Jahren muss die Qual der Affen endlich ein Ende haben.«