Das Leid der Beagle im Namen der Wissenschaft
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Tierversuche an unserem besten Freund
Der Hund – unser bester Freund. Wir lieben, hegen und pflegen sie, sie gehören für die meisten Menschen unweigerlich zur Familie. Doch nicht alle Hunde haben dieses Glück. Denn Beagle werden weltweit noch immer für grausamste Tierversuche verwendet. Zum Verhängnis wird der Hunderasse dabei ihre vertrauensvolle, liebenswürdige und friedliche Art. Da sie sich nicht gegen den Menschen wehren, kann man sie „einfach“ für auch noch so grausame Tierversuche nutzen. Ein unermessliches Leid, dass nun nochmals von thecampbeagle.com aufgedeckt wurde.
Das weltweite Netzwerk der Laborbeagle-Industrie
Die Recherche von thecampbeagle.com deckt auf, dass der Flughafen Kopenhagen ein Drehkreuz im weltweiten Transport der Beagle für Tierversuchslabore darstellt. Insgesamt gab es zwischen 2021 und Mai 2023 262 Flüge über Kopenhagen. Von dort ging es für insgesamt 5.475 für Tierversuchslabore bestimmten Beagles in verschiedene europäische Länder, auch Deutschland, weiter. Diese Flüge wurden durch Scandinavian Airlines (SAS) durchgeführt.
Etwa 2.000 Beagles wurden bei MBR Acres in Huntingdon, Großbritannien, geboren, die anderen stammen hauptsächlich von Marshall BioResources aus Nordrose, USA. Letztere Tiere haben, wenn sie in Kopenhagen ankommen, bereits einen Transport von über 12 Stunden hinter sich.
Aus den Unterlagen, an die thecampbeagle.com gelangt ist, geht hervor, dass zwischen August 2021 und Januar 2023 241 Beaglehunde von der Firma Marshall in den USA an die Bayer AG bzw. Bayer Animal Health in Monheim, bzw. Wuppertal gingen. 262 Tiere gingen zwischen Juli 2021 und Februar 2023 an Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co KG in Biberach an der Riß. Weitere 20 Hunde wurden 2021 an Ceva Innovation Center GmbH in Dessau-Roßlau verschickt, 54 Beagle gingen zwischen 2021 und 2022 an die AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG sowie weitere 32 an die Tierärztliche Hochschule Hannover.
Das Leid der Hunde in deutschen Laboren
Im Jahr 2021 mussten in deutschen Laboren 2.657 Hunde leiden und größtenteils sterben. Mehr als die Hälfte, nämlich 1.440, wurden zu regulatorischen Zwecken, also im gesetzlich vorgeschriebenen Bereich, verwendet.
Bei solchen Giftigkeitstests werden den Tieren 1–3-mal täglich für entweder 28 (zumeist), 90 oder 120 Tage lang Testsubstanzen eingegeben. Dazu wird ihnen ein Schlauch ohne jegliche Schmerzmittel durch Kehle und Speiseröhre in den Magen geschoben. Derart grausam „getestet“ werden an den Beagles Pharmazeutika (menschliche oder tierärztliche), Lebensmittelzusatzstoffe oder industrielle oder landwirtschaftliche Chemikalien. Je nach Art und Dosierung der Chemikalie sterben die Hunde bereits im Rahmen der Tests oder sie werden getötet. Nach ihrem Tod werden die Auswirkungen der Chemikalien auf ihre Körper untersucht.
Die Beagle leiden völlig umsonst
Aber: Der Einsatz eines Hundes für Giftigkeitsprüfungen (Toxizitätstests) ist KEINE gesetzliche Anforderung. Die REACH-Verordnung der Europäischen Union regelt den Umgang mit chemischen Stoffen, die im täglichen Leben vorkommen (z.B. in Lacken, Reinigungsmittel, Kleidung) mit dem Ziel, Mensch und Umwelt vor den Auswirkungen gefährlicher Chemikalien zu schützen. Sie enthält keine expliziten Vorschriften dazu, dass Chemikalien an Hunden getestet werden müssen. Trotzdem werden immer wieder Versuche an Hunden durchgeführt. Für pharmazeutische Produkte für den Menschen ist seitens des International Harmonisation Council ICH vorgegeben, dass Toxizitätstests an zwei Arten (Nagetiere sowie Nicht-Nagetiere) zu testen sind, bevor klinischen Studien am Menschen durchgeführt werden dürfen. Dies ist Grundlage für den Handel der getesteten Stoffe zwischen den USA, Großbritannien, Europa und Japan. Die Verwendung der Beagle als „Nicht-Nager-Art“ basiert auf der irrigen Annahme, die Ergebnisse seien auf Menschen übertragbar, dass Hunde an ähnlichen Krankheiten wie der Mensch, wie z.B. Krebs und Diabetes, leiden können. Doch Ergebnisse aus Tierversuchen, ob an Fisch, Hund oder Nagetieren, sind nicht auf den Menschen übertragbar, da zwischen unterschiedlichen Arten erhebliche biologische Unterschiede bestehen. Somit leiden nicht nur die Tiere völlig umsonst, auch die in klinischen Studien getesteten Menschen werden einem erheblichen Risiko ausgesetzt.
Studien haben gezeigt, dass die Tests an Hunden nur etwa 2% zur Sicherheitsgarantie für die Chemikalien beitragen (1). Wenn der Test eine Toxizität bei einem Hund zeigt, wird die Entwicklung des Medikaments abgebrochen, obwohl es ein lebensrettendes Medikament für Menschen hätte sein können. Dabei scheitern bis zu 95% der im Tierversuch als unbedenklich getesteten Medikamente in klinischen Studien am Menschen (2,3,4).
Die heutzutage verfügbaren humanrelevanten Forschungsmethoden wie die "Leber auf einem Chip" liefern hingegen eine 87% ige Genauigkeit für die Toxizität für den Menschen (5) – ohne jegliches Tierleid und deutlich kosteneffektiver als Tierversuche!
08.08.2023
Dr. Melanie Seiler
Sie erwartet ein qualvoller Tod. Beagles am Umschlagplatz Kopenhagen Airport, auf dem Weg aus den USA in ein europäisches Versuchslabor.
Foto: Anima Denmark
Online-Petition
Bitte unterstützen Sie die Online-Petition von PETA UK mit der Forderung an Scandinavian Airlines (SAS), die Transporte einzustellen.
Und die dänische Organisation Anima Denmark sammelt Unterschriften gegen Tierversuche >>
Quellen
- Bailey J., et al. An analysis of the use of dogs in predicting human toxicology and drug safety. Altern Lab Anim 2013; 41:335–50
- Clinical development success rates for investigational drugs. Nature Biotechnology 2014; 32(1): 40-51
- Arrowsmith, J. A decade of change. Nature Reviews Drug Discovery 2012; (11): 17-18
- KMR Group Inc. Annual R&D general metrics study highlights new success rate and cycle time data. Chicago, Illinois, 8. August 2012
- Ewart, L. Et al. Performance assessment and economic analysis of a human Liver-Chip for predictive toxicology. Commun Med 2022; 2: 154