Göttingen - Zentrum des Affenleids
Platz drei der Tierversuchshochburgen Deutschlands
Mit ihrer Faltblatt-Serie „Tierversuche im Brennpunkt“ informiert die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche jetzt auch über tierexperimentelle Forschung in Göttingen. Göttingen ist durch den Standort des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) nicht nur ein Brennpunkt hinsichtlich der Affenversuche, sondern belegt nach einer Auswertung des Ärztevereins Platz 3 der Tierversuchshochburgen Deutschlands.
Das DPZ führt seit den 70er Jahren Experimente an Affen durch, besonders in den Bereichen der neurologischen Forschung sowie Infektionsforschung wie AIDS- und Hepatitis-Forschung. Die Einrichtung hält rund 1.300 Primaten acht verschiedener Arten vor, u.a. Rhesusaffen, Weißbüscheläffchen und Paviane. Es importiert zum Teil Affen aus ihren Heimatländern, zum Teil züchtet es Affen für eigene Experimente und andere Versuchslabore selbst.
Am DPZ werden ähnliche Affenhirnversuche durchgeführt, wie sie in Bremen und Tübingen justiziabel geworden sind: In sogenannte Primatenstühle fixierte Tiere müssen mit unbeweglich angeschraubtem Kopf Aufgaben am Bildschirm erledigen, während durch ein Bohrloch im Schädel in das Hirngewebe eingeführte Elektroden Hirnströme messen. Durst zwingt die intelligenten Primaten zum Mitmachen. „Die Qual der Tiere kann Jahre dauern, der Nutzen für kranke Menschen ist gleich null“, so Dr. med. Katharina Kühner, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche.
Um einen Impfstoff gegen AIDS zu entwickeln, werden Rhesusaffen mit SIV, dem Affen-Aids-Virus, infiziert. Dazu bekommen die Tiere so lange einmal wöchentlich SIV-Dosen in den Mastdarm eingeführt, bis Viren im Blut nachweisbar sind. Affen-AIDS ist aber nicht mit der menschlichen Immunschwäche-Krankheit zu vergleichen. Obwohl seit Jahren bekannt ist, dass die menschliche AIDS-Form bei Primaten nicht ausbricht, werden weiterhin zahllose unserer nächsten Verwandten in sinnlosen Experimenten missbraucht.
Affen sind jedoch nicht die einzig geplagte Spezies. An der Göttinger Georg-August-Universität wird z. B. versucht, mit Mäusen Alzheimer nachzuahmen. Im Rahmen von „Gedächtnistests“ werden Mäuse gleichzeitig Stromstößen und einem Ton ausgesetzt. Die Tiere schreien und springen auf. Wenn der Ton später erneut erklingt, erstarren die Tiere vor Angst. Genmanipulierte Mäuse zeigen dabei weniger Angst, da sie sich den Zusammenhang von Ton und Schmerz nicht gemerkt haben.
„Bei Mäusen werden künstlich Symptome konstruiert, die mit der Alzheimer-Erkrankung beim Menschen nichts gemein haben“, so Kühner weiter, „Amerikanische Experten publizierten unlängst Studienergebnisse*, die zeigen, dass Alzheimer-Tierversuche nicht auf den Menschen übertragbar sind. Auf diese Weise entwickelte Behandlungsmethoden versagen beim Menschen auf ganzer Linie, heißt es in dem Artikel. Hingegen wird betont, dass Untersuchungen an menschlichen Nervenzellen zielführend sind.“
Die Ärzte gegen Tierversuche fordern eine moderne Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, die Menschen vor Schaden und Tiere vor einem unsinnigen Labortod bewahrt. Die Städte-Infoblatt-Serie mit bereits über 20 Schriften ist ein Beitrag, um Tierversuche aus dem Verborgenen zu holen, und um die Überfälligkeit des Paradigmenwechsels zu einer tierversuchsfreien Forschung zu verdeutlichen. Alle genannten Versuche und etwa 4.500 weitere hat die Ärztevereinigung detailliert dokumentiert in der weltweit einmaligen www.datenbank-tierversuche.de. Göttingen belegt in der Statistik der Datenbank nach München und Berlin den traurigen dritten Platz der Tierversuchshochburgen Deutschlands.
Weitere Infos
Infoblatt „Tierversuche im Brennpunkt“, Teil 23: Göttingen als PDF herunterladen >>
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Quelle
Sarah E. Cavanaugh, John J. Pippin, Neal D. Barnard: Animal Models of Alzheimer Disease: Historical pitfalls and a path forward. ALTEX 2014: 31(3), 279-302