Grün-rote Landesregierung verrät Tiere
Baden-Württemberg hält aus elitären Interessen an Tübinger Affenhirnforschung fest
Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich bestürzt über die Haltung der grün-roten Landesregierung. Von dem vor der Wahl selbst gesetzten Ziel, Affenversuche abzuschaffen, wollen die Regierungsparteien nichts mehr wissen, möglicherweise auch, um das Bestreben der Universität Tübingen, zur Exzellenzuni auserwählt zu werden, nicht zu gefährden. Die Ärztevereinigung befürchtet sogar eine Ausweitung der Hirnforschung an Affen, da derzeit an der Uni Tübingen die Räumlichkeiten für die Haltung von Affen ausgebaut werden. Der Verein bezeichnet es als Affront gegenüber den 60.000 Bürgern, die ein Ende der Affenversuche fordern und ruft im Rahmen der Kampagne »Stoppt Affenqual in Tübingen« erneut zu Protesten auf.
Das Bestreben der Universität Tübingen im Rahmen der Exzellenzinitiative Fördermittel in erheblicher Höhe zu erhalten und zur Eliteuniversität nominiert zu werden, darf nach Ansicht der Ärztevereinigung nicht ausschlaggebend für das Beharren auf der Forschung am Affenhirn sein. Vielmehr müsse dem Zeitalter entsprechenden innovativen Methoden der Vorrang gegeben werden, damit Tübingen renommierten Forschungsstandorten wie München und Berlin – wo keine Hirnforschung an Affen stattfindet – nicht nachstehen muss.
»Mit der Beibehaltung der Affenhirnforschung ignoriert die Landespolitik die Forderung von über 60.000 Bürgern und Wählern, die sich auf Unterschriftenlisten für eine moderne Wissenschaft ohne Tierversuche ausgesprochen haben und macht Baden-Württemberg zum Spitzenreiter hinsichtlich altertümlicher und besonders grausamer Forschungsmethoden«, kritisiert Diplom-Biologin Silke Bitz, Sprecherin der Ärztevereinigung. Im Oktober 2011 hatte der Verband die Unterschriften an Wolfgang Reimer, Amtschef im Ministerium für Ländlichen Raum, übergeben.
Lapidar heißt es seitens des zuständigen Landwirtschaftsministeriums gegenüber dem Ärzteverein: »Nach Aussage der Wissenschaftler in Tübingen können die angestrebten Ergebnisse mit anderen Tieren oder am Menschen nicht gewonnen werden.« Fragen nach einem Nachweis für den vorgeblichen medizinischen Nutzen der Affenhirnversuche bleiben seitens der grün-roten Regierung ebenso unbeantwortet wie einst von der schwarz-gelben.
Die von der Ärztevereinigung vorgebrachten Argumente wie auch die Begründungen der Ablehnungsbescheide anderer Behörden, die vergleichbare Affenhirnversuche mangels medizinischen Nutzens und aufgrund ethischer Unvertretbarkeit nicht mehr genehmigt haben, werden in Gänze ignoriert. In seinem Ablehnungsbescheid legte beispielsweise das in Berlin zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales dar: »Um einem lebensbedrohlichen Leiden (Durst) zu entrinnen, fügt sich das Tier in ein anderes erhebliches Leiden (Kopffixierung im Primatenstuhl)«.
Baden-Württemberg hingegen setzt auf elitäre Interessen auf Kosten der Tiere, anstatt sich um die Schaffung eines fortschrittlichen Forschungsstandorts zu bemühen. »Offensichtlich beugt sich die Landesregierung lieber der mächtigen Experimentatorenlobby, anstatt sich ihren selbst gesetzten Zielen zu widmen. Ein trauriges Bild, das die Politik abgibt, der Wähler nicht zuletzt aufgrund des Vorhabens, Affenversuche auslaufen zu lassen, ihr Vertrauen geschenkt haben«, findet Bitz.
In einem neuen Infoblatt informiert der Verein über in Tübingen stattfindende Affenhirnforschung sowie andere Tierversuche. Mit ihrer Faltblattreihe ‚Tierversuche im Brennpunkt’ dokumentiert die Ärztevereinigung Tierversuche in einer bestimmten Stadt und zeigt die Notwendigkeit einer tierversuchsfreien Forschung im Interesse von Mensch und Tier auf.
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