Hannover auf Platz 4 der Tierversuchshochburgen Deutschlands
Tierqual für Profit und Karriere
Hannover gilt als eine der Tierversuchshochburgen Deutschlands. Recherchen* der bundesweiten Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche zufolge rangiert Hannover auf Platz 4 der Städte in Deutschland, in denen am meisten Tierversuche durchgeführt werden. Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums wurden im Jahr 2008 bundesweit 2,7 Millionen Tiere in Tierversuchen getötet. Offizielle Statistiken zu der Verteilung der Tierversuche auf Bundesländer, Städte oder Institute gibt es nicht.
In den zahllosen Instituten der Medizinischen Hochschule, der Tierärztlichen Hochschule sowie der Universität und dem Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Aerosolforschung werden Ratten, Mäuse, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Gerbils, Hunde, Katzen, Affen, Schafe, Rinder, Pferde, Schweine, Fische, Hühner und Tauben in Tierversuchen verwendet. »Kaum eine Tierart, die in Hannover nicht der Forschung zum Opfer fällt«, weiß Dr. med. vet. Corina Gericke von der Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche. Zu den bereits vorhandenen tierexperimentellen Einrichtungen will der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim ein neues Forschungszentrum für Nutztierimpfstoffe bauen. Das Vorhaben soll jährlich 2.000 Schweinen das Leben kosten.
»Tierversuche werden nicht zum Wohle des Menschen gemacht, sondern weil einflussreiche Interessensgruppen davon profitieren,« erklärt Gericke. Boehringer Ingelheim winken Milliardenumsätze mit Produkten, die nur der Massentierhaltung Vorschub leisten. Mit Impfstoffen und Antibiotika-Cocktails werden die Tiere den qualvollen Haltungsbedingungen angepasst. Die Produktion von ‚Billigfleisch’ soll damit noch lukrativer gemacht werden, so der Verein.
An den Hochschulen dienen Tierversuche hauptsächlich der Karriere einzelner Personen, ist Tierärztin Gericke überzeugt. »Nach dem Motto ‚publish or perish’ (veröffentlichen oder untergehen) müssen Wissenschaftler viele Veröffentlichungen in renommierten Fachzeitschriften vorweisen, um Forschungsgelder eintreiben zu können.« Für kranke Menschen komme nichts Relevantes dabei heraus, weil die Ergebnisse nicht übertragbar seien. »Da Tiere die meisten menschlichen Krankheiten nicht bekommen, werden sie künstlich krank gemacht«, erklärt die Tierärztin. »Diese sogenannten ‚Tiermodelle’ haben jedoch außer einigen Symptomen nichts mit den komplexen Krankheiten des Menschen gemein.« Die Ursachen hierfür sind vielfach in der Lebensweise und umweltbedingten Auslösern zu suchen. Diese Faktoren werden bei der tierexperimentellen Forschung jedoch nicht berücksichtigt.
Die Ärztevereinigung fordert einen sofortigen Umstieg auf tierversuchsfreie Forschungsmethoden z.B. mit Zellkulturen, Mikrochips sowie klinische und epidemiologische Forschung. Diese seien nicht nur ethisch unbedenklich, sondern auch die einzige Möglichkeit in Medizin und Forschung zu relevanten Ergebnissen zu gelangen.
Am 24. April ist der Internationale Tag zur Abschaffung der Tierversuche. An diesem Tag informieren Tierversuchsgegner weltweit über das Leid der Tiere in den Labors und den wissenschaftlichen Unsinn der Tierversuche. Im Vorfeld findet am Samstag, dem 17. April, auf dem Steintorplatz in Hannover eine Kundgebung mit Infoständen und Demo statt.