Herbert-Stiller-Preis 2021 für tierversuchsfreie Forschung
- Pressemitteilung
Gewinner aus Emden und Wien
Auch in diesem Jahr vergibt der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche zwei Herbert-Stiller-Förderpreise im Wert von je 20.000 Euro für innovative, menschenrelevante, tierversuchsfreie Forschung. Nun stehen die Preisträger fest: Ein Preis geht an die MedUni Wien und ein Preis wird an das Unternehmen „PharmaInformatic“ in Emden verliehen. Beide Projekte besitzen ein sehr hohes wissenschaftliches Potenzial und haben sowohl eine Verbesserung der Humanmedizin, als auch die Abschaffung mehrerer leidvoller Tierversuche zum Ziel.
Gute Wissenschaft braucht gute Förderung. 2019 hat Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) nach einer längeren Pause wieder den Herbert-Stiller-Preis vergeben. Dank zweckgebundener Spenden von zwei großzügigen Sponsoren werden auch 2021 zwei exzellente Forschungsvorhaben durch den Preis in Höhe von je 20.000 Euro unterstützt. „Wir haben zahlreiche Bewerbungen aus vier Ländern und diversen Wissenschaftsbereichen wie Krebsforschung, Neurologie und Infektiologie bekommen. Die Wahl der Preisträger war deswegen keine leichte Aufgabe“, erklärt Dr. Dilyana Filipova, Wissenschaftlerin bei ÄgT. Die ausgewählten Projekte basieren auf modernsten tierfreien biomedizinischen Techniken und besitzen eine hohe Relevanz für die Wissenschaft, die Medizin und den Tierschutz.
Dr. Klara Janjic und ihr Team von der Medizinischen Universität Wien haben einen der Preise gewonnen. Mittels 3D-Bioprinting werden die Wissenschaftler ein neuartiges personalisiertes Modell der gesunden und kranken menschlichen Mundschleimhaut entwickeln. Das Modell soll für die Testung von verschiedenen Zahnimplantat-Materialien sowie für die Untersuchung möglicher Behandlungen von Parodontitis und anderen oralen Erkrankungen eingesetzt werden. Für die Modelle werden patienteneigene Zellen verwendet, so kann man die Reaktionen einzelner Patienten auf verschiedene Materialien und Medikamente analysieren. „Gerade im Bereich der Zahn- und Kiefermedizin sind nur wenige menschenrelevante Modelle vorhanden. Zudem werden für diese Zwecke sehr grausame Tierversuche, etwa mit Hunden und Kaninchen, gemacht. Deswegen freuen wir uns besonders, dieses vielfältige Projekt zu unterstützen“, so Filipova.
Der andere Herbert-Stiller-Preis geht an Dr. Wolfgang Boomgaarden vom bioinformatischen Unternehmen PharmaInformatic in Emden. Dr. Boomgaarden hat computergestützte Expertensysteme entwickelt, die mittels künstlicher Intelligenz (KI) anhand der chemischen Struktur von Medikamentenkandidaten vorhersagen können, wie hoch ihre Bioverfügbarkeit, d.h. die Konzentration im Blut, sein wird. Der Herbert-Stiller-Preis ermöglicht es Dr. Boomgaarden, anhand vorhandener Daten eine detaillierte Analyse der Bioverfügbarkeit von über 100 Medikamenten bei Menschen durchzuführen. „Dieses Projekt wird erneut deutlich machen, dass Daten aus Tierversuchen sich nicht auf den Menschen übertragen lassen. Weiterhin sollen die Resultate ein Anreiz für Pharmaunternehmen sein, diese Expertensysteme statt der üblichen Tierversuche zu verwenden, um die Wirksamkeit ihrer Medikamentenkandidaten schneller und genauer zu berechnen“, sagt Filipova.
„Mit dem Herbert-Stiller-Preis zeigen wir wie vielversprechend und fortgeschritten die tierversuchsfreie Forschung ist. Sowohl Menschen als auch Tiere werden langfristig von den Resultaten dieser wissenschaftlichen Arbeiten profitieren. Deswegen fordern wir eine drastische Erhöhung der öffentlichen Förderung solcher erstklassiger tierversuchsfreier Forschungsprojekte“, so Filipova. Denn noch immer fließen, wie der Verein dokumentiert, in Deutschland weniger als 1% der öffentlichen Fördergelder in diese zukunftsrelevante Forschung, während 99% für Tierversuche verschwendet werden.