Internationaler Tierrechtstag 2011: Ärzteverein kritisiert millionenfaches Tierleid in den Labors
Anlässlich des Internationalen Tierrechtstags am 10. Dezember kritisiert der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT), dass allein in Deutschland jedes Jahr fast 3 Millionen Tiere für fragwürdige Projekte in Labors zu Tode geforscht werden. An die Politik appelliert der Verein, sich der aus Umfragen deutlich hervorgehenden Forderung zahlreicher Bürger zu stellen und Tierexperimente zu verbieten. Die Tatsache, dass aufgrund der Untätigkeit der Politik die Tierversuchszahlen immer mehr steigen, bezeichnet der Ärzteverein als »Blockade einer ethischen Wertegesellschaft«.
In einer im Frühjahr 2009 vom Marktforschungsinstitut YouGov durchgeführten Umfrage forderten 79 % ein gesetzliches Verbot aller Tierversuche ohne konkreten medizinischen Bezug. 84 % der Befragten sind für die Abschaffung aller Experimente, die mit schwerem Leid für die Tiere einhergehen, unabhängig von der Tierart. Der Ärzteverein sieht darin den hohen Stellenwert der tierleidfreien Forschung in der Gesellschaft bestätigt.
»Betrachtet man die im Namen des medizinischen Fortschritts stattfindenden Tierversuche, wird deutlich, dass diese nicht das Potential haben, Menschenleben zu retten, wie oft von Experimentatoren und manchen Politiker behauptet, ohne dass der angebliche Nutzen von Tierversuchen nachgewiesen wird«, meint Diplombiologin Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärzte gegen Tierversuche. Sie verweist auf die Datenbank Tierversuche, in der Tausende von in Deutschland durchgeführten Tierversuche dokumentiert sind, die dem reinen Bestreben mancher Forscher dienen, ihren Wissensdurst zu stillen oder in Wissenschaftsjournalen zu veröffentlichen.
Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, Leidtragende sind die Tiere. In Magdeburg beispielsweise werden Wüstenrennmäuse durch Elektroschocks ‚trainiert?. Die Tiere müssen bei Ertönen eines akustischen Signals über eine Wand im Käfig springen. Tun sie es nicht oder springen sie, obwohl kein Ton ertönt, gibt es zur Strafe über das Bodengitter einen Stromschlag. Gleichzeitig werden über zuvor in das Gehirn implantierte Drähte Hirnströme gemessen.
Im Frankfurter Max-Planck-Institut für Hirnforschung wurden Kätzchen wochenlang unter stroboskopischem Licht, das heißt unter Lichtblitzen wie in einer Diskothek, aufgezogen. Dadurch können die Tiere keine normalen Bewegungsabläufe wahrnehmen, weil jede Bewegung durch das Flackerlicht zerhackt wird. Bezweckt wird damit die Untersuchung der Entwicklung der für das Sehen zuständigen Hirnbereiche.
»Jeder Bezug dieser Versuche zur für den Menschen relevanten klinischen Forschung ist bar jeder Realität, was die Tierversuche nicht nur Tieren, sondern auch Menschen gegenüber unverantwortlich macht«, kritisiert Bitz.
Die ins Unermessliche laufenden Tierversuchszahlen und die Durchführung solch moralisch verwerflicher Projekte bekräftigen nach Ansicht der Ärztevereinigung die Forderung an die Politik, endlich die Notbremse zu ziehen und einen klaren Zeitplan zum Ausstieg aus der Methode Tierversuch vorzulegen. Entsprechend unserer modernen Wertegesellschaft muss tierversuchsfreien Projekten der Vorrang gegeben und ein Schlussstrich unter die veraltete und unethische Forschung an Tieren gezogen werden, folgert der Verein.
Der 10. Dezember wurde erstmals 1998 in England analog zum Tag der Menschenrechte ausgerufen. Seitdem wird dieser Tag weltweit von Tierrechtlern zum Anlass genommen, um all der Tiere zu gedenken, die ihrer Rechte und Würde beraubt wurden und werden.