Maßnahmen für eine tierversuchsfreie Forschung – Bündnis legt Leitfaden vor
- Gemeinsame Pressemitteilung
Ärzte gegen Tierversuche e.V. (ÄgT)
Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. (BV)
800 politische Entscheidungsträger angeschrieben
Ein Bündnis aus 15 Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen hat heute einen gemeinsamen Maßnahmenplan für eine tierversuchsfreie Forschung an knapp 800 politische Entscheidungsträger übermittelt. Die 8-seitige Broschüre, die unter der Federführung der Vereine Ärzte gegen Tierversuche und des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte erstellt wurde, enthält konkrete Vorschläge, wie der Ausstieg aus dem Tierversuch gelingen kann. Dies ist dringend nötig, denn auch nach anderthalb Jahren hat die Ampelkoalition die angekündigte Reduktionsstrategie nicht vorgelegt. Im Entwurf für ein überarbeitetes Tierschutzgesetz wird der Bereich Tierversuche komplett ausgeklammert.
Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, Tierversuche mithilfe einer Strategie reduzieren zu wollen. Doch auch nach anderthalb Jahren Ampelkoalition wurde dieses Versprechen nicht eingelöst. Damit die angekündigte Reduktionsstrategie endlich umgesetzt und effektiv gestaltet wird, legt ein Bündnis aus 15 Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen deswegen heute einen Leitfaden für die Politik vor.
Kompetenzzentrum als Koordinationsstelle
Der achtseitige Maßnahmenplan zeigt auf, wie die Implementierung tierfreier Forschung gelingen kann. Zentral ist, dass ein Kompetenzzentrum, unter Beteiligung aller Stakeholder, die Strategie erarbeitet und deren Umsetzung begleitet. Flankierend ist eine Überarbeitung des Tierversuchsrechts im Bereich der Genehmigungspraxis nötig sowie das überfällige Verbot von schwerbelastenden Versuchen. Beides muss nach Ansicht der Vereine unbedingt bei der aktuell laufenden Überarbeitung des Tierschutzgesetzes geregelt werden. Bisher enthält der Referentenentwurf keine Verbesserungen im Bereich Tierversuche.
Bewertung der Versuche und Umschichtung der Fördergelder
Das Bündnis fordert außerdem, dass alle durchgeführten Tierversuche rückblickend bewertet und in eine Datenbank aufgenommen werden. Versuche, die keine relevanten Ergebnisse ergaben, dürfen nicht mehr durchgeführt werden. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Umschichtung der Fördergelder im Sinne der humanbasierten tierfreien Verfahren. Zugleich muss die Validierung und Anerkennung der neuen Methoden gezielt gefördert und erleichtert werden. Dazu sollte eine Fachgruppe aus Wissenschaft und Industrie eine Agenda aufstellen, in welchen Bereichen besonders dringend neue Verfahren benötigt werden, beispielsweise weil hier sehr viele Tiere eingesetzt oder besonders belastende Versuche durchgeführt werden.
Wende in der Risikobewertung
Eine weitere Maßnahme ist eine Wende in der Risikobewertung für Chemikalien, Arzneimittel, Medizinprodukte, Pestizide und Biozide auf EU-Ebene. Die Tierschutzorganisationen fordern, ebenso wie die Industrie, dem Vorbild der USA zu folgen und tierversuchsfreie Verfahren und Humandaten für die Bewertung zuzulassen.
Studium: mehr tierfreie Verfahren lehren
Auch im Studium muss zukünftig der Einsatz von Tieren konsequent durch die bereits zahlreich verfügbaren tierfreien Methoden beendet werden. Die wissenschaftliche Kritik am Tierversuch sowie die neuen Verfahren müssen verpflichtend in die Lehrpläne aufgenommen werden. Parallel fordern die Vereine, dass nach dem Vorbild der Niederlande Lehrstühle und Studiengänge etabliert werden, die sich schwerpunktmäßig mit tierfreien Verfahren und dem Übergang zu einer humanbasierten Forschung beschäftigen.
Koalitionsvertrag erfüllen – Paradigmenwechsel einleiten
Mit der Übergabe des gemeinsamen Maßnahmenplans fordert das Tierschutzbündnis von der Ampelkoalition endlich den überfälligen Paradigmenwechsel in Forschung, Lehre und Produkttestung einzuleiten. Die im Koalitionsvertrag angekündigte „Reduktionsstrategie“ muss jetzt mit Leben gefüllt werden, um dem Ziel, dem Ausstieg aus dem Tierversuch, endlich näher zu kommen. Andere Länder sind hier schon viel weiter. Die Bundesregierung muss jetzt die richtigen Weichen stellen, im Interesse der Tiere, aber auch im Interesse von Gesundheit, Forschung und Industrie.