Schlaganfall hilft gegen Gelenkentzündung
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Neue Absurditäten aus der Tierversuchsforschung
In unserer Internet-Datenbank dokumentieren wir Tierversuche, die in Deutschland durchgeführt und in Fachzeitschriften veröffentlicht worden sind. Dabei handelt es sich um zufällige Stichproben, um der Öffentlichkeit zu veranschaulichen, was hinter den verschlossenen Labortüren tatsächlich geschieht.
Heute wurde unsere Datenbank um 50 neue Beschreibungen erweitert. Die Beispiele spiegeln den ganz normalen Alltag im Tierversuchslabor wieder. Es gibt Versuche, bei denen die Tiere besonders leiden müssen, solche, bei denen krampfhaft versucht wird, menschliche Krankheiten im „Tiermodell“ irgendwie nachzuahmen, andere, die wieder und wieder aufs Neue durchgeführt werden sowie welche, die – wäre es nicht so traurig - aus einem Kuriositätenkabinett stammen könnten.
Dokument 1
Am Institut für Immunologie des Universitätsklinikums Jena wird an Mäusen herausgefunden, dass ein Schlaganfall gegen Gelenkentzündung hilft! Bei genmanipulierten Mäusen wird eine akute Gelenkentzündung (Arthritis) ausgelöst, indem reizende Substanzen und Diphteriebakterien gespritzt werden. Dann wird ein Schlaganfall hervorgerufen, indem unter Narkose die mittlere Gehirnschlagader für 60 Minuten mit einem Faden verstopft wird, so dass der Gewebebereich dahinter nicht mehr durchblutet wird. Zum Vergleich wird bei anderen Mäusen Arthritis ohne Schlaganfall hervorgerufen. Das Ergebnis: Mäuse mit Schlaganfall haben weniger dicke entzündete Pfoten.
(Dokumenten-ID: 4489)
Typisch für viele Tierversuche: Abgesehen von der unrealistischen Nachahmung der Symptome menschlicher, durch viele Faktoren beeinflussten Krankheiten ist die Fragestellung ein Fall fürs Kuriositätenkabinett.
Dokument 2
An der Uniklinik der RWTH Aachen werden die Wirkmechanismen eines seit 2006 zugelassenen Krebsmittels zum wiederholten Male bei Mäusen getestet. Genmanipulierten Mäusen wird operativ ein großer Teil der Leber entfernt. Einige Mäuse werden mit Sorafenib (Handelsname: Nexavar®, Hersteller: Bayer AG), einem Krebsmittel, über eine Magensonde behandelt. Um experimentelle Lebertumore zu erzeugen, werden manchen Mäusen Leberkrebszellen in die Blutbahn gespritzt. Die Mäuse mit der operierten Leber sind nach 25 Tagen und die Mäuse mit experimentellem Leberkrebs spätestens nach vier Tagen tot. Die Autoren geben an, dass vorhergehende, von anderen Autoren durchgeführte Experimente mit Ratten und Mäusen die Situation von leberkranken Menschen nicht reflektieren können. (Dokumenten-ID: 4491)
Ebenfalls typisch: Die Experimentatoren wissen selbst, dass die Ergebnisse für kranke Menschen irrelevant sind, aber Neugier (auch „wissenschaftliches Interesse“ genannt), die Aussicht auf eine weitere Artikelveröffentlichung und neue Forschungsgelder sind Motivation genug.
Dokument 3
Am Zentrum für Experimentelle Orthopädie der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar wird bei 22 Merinoschafen unter Narkose das linke Knie aufgeschnitten, um am unteren Ende des Oberschenkelknochens ein Fenster von 4x8 mm Größe zu schneiden. Der gesamte Knorpel in diesem Fenster wird entfernt. In den darunter liegenden Knochen werden 6 Löcher gebohrt. Das Knie wird wieder zu genäht. Nach sechs Wochen werden die Schafe getötet. (Dokumenten-ID: 4513)
Noch ein typischer Tierversuch: Klinische Hinweise aus der Humanmedizin werden am „Tiermodell“ nachvollzogen. Hier wird bei Schafen die Beobachtung am Menschen überprüft, dass Bohrlöcher im Knochen zu Veränderungen im Knochen führen können. Tatsächlich belegt diese Studie an Schafen, dass Bohrlöcher im Knochen nicht gut für den Knochen sind. Aber welche Relevanz haben diese Ergebnisse? Schafe laufen im Gegensatz zum Menschen auf vier Beinen und belasten Knochen, Knorpel und Gelenke ganz anders. Wäre hier die Fortführung der Beobachtungen an kranken Menschen nicht sinnvoller?
Dokument 4
Gentechnisch veränderte Mäuse werden am Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie in Hamburg über die Nase mit verschiedenen Grippeviren infiziert. Viele der infizierten Mäuse verlieren innerhalb von acht Tagen deutlich an Gewicht und die meisten sterben. Je nach Art des Virus und der Genveränderung liegt die Sterberate bei bis zu 100%. Überlebende Mäuse werden bei 25% Gewichtsverlust oder zu bestimmten Zeitpunkten durch Kohlendioxid-Erstickung getötet. Ihre Luftröhren und Lungen werden untersucht. (Dokumenten-ID: 4492)
Um mehr über die Krankheitsentstehung einer Grippeinfektion bei Mäusen zu erfahren - denn für den Menschen haben diese Versuche keinerlei Relevanz – werden über 200 Mäuse zu Tode gequält.
Dokument 5
Am Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin Göttingen werden genetisch veränderte Mäuselinien verwendet, bei denen die Ausschaltung eines Gens dazu führt, dass die Tiere Symptome ähnlich des menschlichen Autismus zeigen. Für die Etablierung der Zuchtlinie werden die Mäuse über mindestens sechs Generationen ingezüchtet. Bei etwa 21 Tage alten Mäusen werden verschiedene Verhaltenstests durchgeführt. Unter anderem wird eine Maus mit den Vorderpfoten an einen Draht gehängt und es wird beobachtet, ob sie greifen kann. Dieses „Mausmodell“ ist in der Literatur bei erwachsenen Mäusen beschrieben. Hier werden Tests mit Mäusejungen durchgeführt. (Dokumenten-ID: 4517)
Wie kann man nur glauben, ein so komplexes Krankheitsbild wie Autismus durch Ausschalten eines Gens bei Mäusen erzeugen zu können?
Dokument 6
Am Zentrum für Biomedizin und Medizintechnik in Mannheim werden Mäuse unterschiedlichen Alters eine oder zwei Wochen lang bei absoluter Dunkelheit gehalten und später getötet, um zu ergründen, was sich im Gehirn von Mäusen abspielt, die eine oder zwei Wochen im Dunkeln gehalten wurden.(Dokumenten-ID: 4496)
Mit Sicherheit würde die Menschheit nicht zu Grunde gehen, wenn man auf solche „Erkenntnisse“ verzichten würde, aber 126 Mäuse wären nicht zu Tode gequält worden.
Dr. med. vet. Corina Gericke
Weitere Infos
Ausführliche Beschreibungen und Quellenangaben sind unter www.datenbank-tierversuche.de zu finden. Einfach nach der Dokumenten-ID suchen.