Schlankheitspille muss vom Markt
Tierversuche konnten tödliche Nebenwirkungen nicht verhindern
Der Pharmakonzern Sanofi-Aventis muss auf Anordnung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMEA die Schlankheitspille Acomplia vom Markt nehmen. Das Mittel verursacht Depressionen bis hin zu Selbstmord. Laut der Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche reiht sich Acomplia damit in die lange Liste der Gewichtsreduktionsmittel, die wegen schwerwiegender Nebenwirkungen ihre Marktzulassung verloren. Tierversuche konnten die Patienten vor den oft tödlichen Risiken nicht schützen.
Das Medikament, ein Verkaufsschlager des Konzerns Sanofi-Aventis, kam im Juni 2006 in 18 europäischen Ländern auf den Markt. Der Wirkstoff Rimonabrant unterdrückt im Gehirn das Hungergefühl. Das Risiko der psychiatrischen Störungen war den Behörden bereits damals aus klinischen Studien bekannt. In den USA wurde deswegen die Zulassung verweigert. Weltweit nahmen mehr als 700.000 Menschen Acomplia ein, davon 80.000 in Deutschland. In 720 Fällen wurden schwere Auswirkungen auf die Psyche registriert. Fünf Menschen nahmen sich das Leben. Erst jetzt verbietet die europäische Arzneimittelbehörde das Medikament.
Acomplia ist nicht der erste Schlankmacher, der mehr schadet als nutzt. Die »Liste von Risikomedikamenten« der Ärzte gegen Tierversuche listet eine ganze Reihe von Appetitzüglern, die wegen tödlicher Folgen vom Markt genommen werden mussten. Bereits in den 60er und 70er Jahren riefen Aminorex (Menocil ®)und Cloforex (Avicol s ®, Effox spezial ®) tödlichen Lungenhochdruck hervor und wurden zurückgezogen. Pentorex (Modatrop ®) folgte 1983 wegen Herzrhythmusstörungen. Im Jahr 1997 verschwanden Fenfluramin (Ponderax ®) und Dexfenfluramin (Isomeride ®) vom Markt, nachdem lebensbedrohliche Herzklappenschäden festgestellt worden waren. Wegen lebensbedrohlichem Lungenhochdruck erfolgte im Jahr 2001 die Rücknahme von Amfepramon (Regenon ®), Mefenorex (Rondimen ®) und Norpseudoephedrin (Antidipositum x112S ®, Mirapront N ®, Fasupond ®, Vita-Schlanktropfen Schuck ®).
»Bei der Arzneimittelentwicklung werden unzählige Tierversuche durchgeführt, angeblich, um die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit des Wirkstoffs zu prüfen«, erläutert Dr. med. vet. Corina Gericke, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche, »Doch noch so viele Tests an Mäusen, Ratten, Kaninchen, Affen, Hunden und anderen Tieren können die Patienten nicht vor unerwünschten, oft sogar tödlichen Wirkungen schützen. Die Marktrücknahme des Appetitzüglers ist ein erneuter Beweis, dass Tierversuche keine Arzneimittelsicherheit bieten.«
Die Ärztevereinigung kritisiert außerdem, dass zur Rechtfertigung von Tierversuchen oft die Entwicklung neuer Medikamente gegen unheilbare Krankheiten vorgeschoben würde. »Tatsächlich geht es den Pharmafirmen aber nicht vorrangig um die Heilung von kranken Menschen, sondern um den Profit und den kann man mit Lifestyle-Pillen am ehesten erzielen«, so Gericke weiter.