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Charité und Berliner Senatsverwaltung wollen Kontrollbehörde unter Druck setzen

Tierexperimentatoren der Berliner Charité nehmen gezielt Einfluss auf die Genehmigungs- und Kontrollbehörde LAGESO, um einfacher ihre tierexperimentellen Interessen zu verwirklichen. Das geht aus einem internen Dokument hervor, das der bundesweiten Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche zugespielt wurde. Als „handfesten Skandal“ bezeichnet der Verein die aktive Beteiligung der Senatsverwaltung am Lobbyismus für eine laxere Genehmigung von Tierversuchen.

In einer Umfrage an alle Tierexperimentatoren und Tierversuchsbeauftragten in Berlin wirbt ein Mitarbeiter der Charité wörtlich für eine „serviceorientierte Umsetzung des Tierschutzgesetzes im Sinne der Berliner Forschung". In dem Schreiben wird der Genehmigungsbehörde mögliche Inkompetenz beispielsweise durch „nicht fachgerechte oder ungerechtfertigt viele Rückfragen“ oder „ungerechtfertigt restriktive Prüfung von Haltungsbedingungen“ unterstellt.

Die Tierversuchslobbyisten fühlen sich durch eine „restriktive Genehmigungspraxis" beeinträchtigt und wollen versuchen, „auf politischem Weg eine Änderung der behördlichen Praxis in Gang zu bringen“. Aktive Unterstützung darin, gegen die Maßgaben der Genehmigungspraxis bei Tierversuchen vorzugehen, erhalten sie von Mitarbeitern einer Berliner Senatsverwaltung. Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche kritisiert die gezielte Einflussnahme der Berliner Experimentatoren als unseriöse Machenschaft mit Erpressungscharakter und prangert die Landespolitik aufs Schärfste an, sich daran zu beteiligen.

Die grüne Berliner Abgeordnete Claudia Hämmerling geht der Angelegenheit in einer Anfrage an die Senatsverwaltung nach und fordert eine lückenlose Aufklärung der Verstrickungen.

In Berlin leiden und sterben jedes Jahr rund 440.000 Tiere in Tierversuchen. Eine Anfrage von Hämmerling hat jedoch ergeben, dass die tatsächliche Tierzahl mindestens dreifach höher liegt als in der offiziellen Statistik angegeben. An der Charité finden grausame und unsinnige Tierversuche statt. So wird schwangeren Ratten die als giftig bekannte und in manchen Ländern verbotene Chemikalie TPT verabreicht. Das Ergebnis sind totgeborene und missgebildete Junge. Bei Mäusen wird mit einem Faden eine Hirnarterie verstopft, was einen Schlaganfall simulieren soll.

Der Verein ist bestürzt darüber, dass die Tierversuchsbefürworter die ohnehin laxen Vorgaben noch weiter untergraben wollen. Denn mit dem neuen Tierschutzgesetz und der Tierversuchsverordnung, die der Umsetzung der EU-Vorgaben dienen, sind wirksame Einschränkungen von Tierversuchen noch weniger möglich als bisher, da durch die Einflussnahme der milliardenschweren Tierversuchslobby jede noch so kleine Verbesserung im Sinne der Tiere verwässert oder ganz gestrichen wurde. Ein juristisches Expertengutachten belegt, dass das aktuelle Tierschutzrecht in einigen Bereichen den Maßgaben der EU widerspricht und das Staatsziel Tierschutz missachtet wird.