Tierversuch aus Ludwigshafen gewinnt Negativpreis
- Pressemitteilung
Der goldene Holzweg 2025 – Preis für den absurdesten Tierversuch
Ein Versuch, bei dem Ratten qualvoll an einem Farbstoff erstickten, ist der unrühmliche Gewinner des Preises für den absurdesten Tierversuch des Jahres 2025. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche hatte eine Woche lang zu einer öffentlichen Online-Abstimmung aufgerufen. Zur Auswahl standen fünf Tierversuche aus Bremen, Düsseldorf, Ludwigshafen, Rostock und Tübingen. Von den 3.940 abgegebenen Stimmen entfielen rund 40 % auf den Versuch aus Ludwigshafen. Der Preis macht auf sinnlose und grausame Tierversuche aufmerksam, die ohne erkennbaren Nutzen für den Menschen durchgeführt werden.
Der ausgezeichnete Versuch wurde 2023 in der Fachzeitschrift Frontiers in Toxicology veröffentlicht und von der Firma BASF in Ludwigshafen durchgeführt. Ratten wurden in enge Röhren gezwängt, sodass nur ihre Nasen herausragten. Sie mussten über vier Stunden Luft einatmen, die mit einem blauen Farbstoff versetzt war. Alle Tiere, die der höchsten Konzentration des Farbstoffs ausgesetzt waren, starben innerhalb von zwei Tagen. Die überlebenden Ratten litten unter schweren Atemproblemen und wurden nach 14 Tagen getötet, um Gewebeuntersuchungen durchzuführen.
„Für Nanomaterialien sind solche Versuche gesetzlich vorgeschrieben, bei denen Tiere eine unrealistisch hohe Konzentration der zu untersuchenden Substanz einatmen müssen“, erklärt Dr. Johanna Walter, wissenschaftliche Referentin bei Ärzte gegen Tierversuche. „Es ist bekannt, dass dies zur Erstickung der Tiere führen kann und dass die Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragbar sind. Zudem gibt es moderne tierversuchsfreie Methoden, mit denen sich für den Menschen relevante toxikologische Effekte untersuchen lassen“, so die Expertin weiter.
Auch die Autoren der prämierten Studie nutzten zusätzlich zum Tierversuch ein Computermodell, um die Auswirkungen des Farbstoffs auf Ratten und Menschen zu simulieren. Die Ergebnisse zeigten, dass die für Ratten tödlichen Konzentrationen beim Menschen keine Verstopfung der Atemwege verursachen würden. Die Studienautoren selbst fordern daher eine Anpassung der regulatorischen Vorgaben.
„Dieser Versuch zeigt, wie Tiere in grausamen Versuchen leiden und sterben – nicht etwa zum Wohl des Menschen, sondern nur, um regulatorischen Anforderungen zu genügen“, so Walter. „Um ihre Produkte vermarkten zu können, sehen sich Firmen genötigt, die Versuche durchzuführen, auch wenn die Ergebnisse für den Menschen nicht relevant sind. Somit hat dieser Versuch – stellvertretend für zahlreiche weitere regulatorisch vorgeschriebene Tierversuche – den Negativpreis ‚Der goldene Holzweg 2025‘ mehr als verdient.“
Neben dem „Gewinner“ aus Ludwigshafen wurden vier weitere Tierversuche für den Negativpreis nominiert. Den zweiten Platz belegt ein Versuch aus Tübingen, bei dem Krähen Elektroden ins Gehirn eingepflanzt und Quadrate auf einem Monitor gezeigt wurden. Auf dem dritten Platz landete ein Versuch aus Rostock, bei dem Mäuse ausgehungert wurden, um Magersucht zu erforschen. Platz vier belegt ein Versuch aus Düsseldorf, bei dem Zahnimplantate in die Schwänze von Ratten geschraubt wurden. Und in Bremen wurden Heuschrecken wochenlang in Zentrifugen geschleudert.
Der Verein möchte mit der Verleihung des Goldenen Holzwegs exemplarisch einige Tierversuche ans Licht der Öffentlichkeit bringen und zeigen, in was für absurden Versuchen Tiere ohne erkennbaren Nutzen für den Menschen leiden müssen. Er fordert eine Abkehr von Tierversuchen hin zu modernen, tierfreien Testmethoden. „Dass es solche Methoden gibt und sie zunehmend von der Industrie verwendet werden, belegt auch der diesjährige Preisträger. Nun ist es an der Zeit, dass die Politik nachzieht und den Umstieg von Tierversuchen zu tierversuchsfreien Verfahren endlich konsequent vorantreibt“, schließt Walter.
Weitere Infos
Aktionswebseite: www.der-goldene-holzweg.de
Datenbank Tierversuche: www.datenbank-tierversuche.de
Quellen
Stratmann H. et al. Refinement of the acute inhalation limit test for inert, nano-sized dusts by an in silico dosimetry-based evaluation: case study for the dissolution of a regulatory dilemma, Frontiers in Toxicology 2023; 5: 1258861