Tierversuche in Köln
Mäusehirne in der Mikrowelle gegart
In einem aktuell erschienenen Faltblatt veröffentlicht die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche grausame Fakten über die tierexperimentelle Forschung in Köln, die sich hinter verschlossenen Labortüren abspielt. Der Verein fordert eine Kehrtwende hin zu einer ethischen Forschung ohne Tierleid, die mittels moderner Testmethoden zu klinisch relevanten Ergebnissen gelangt.
Über eine halbe Million Tiere (580.978) werden jährlich in nordrhein-westfälischen Labors zu Tode geforscht, was fast 20 % der bundesweiten Gesamttierzahl von rund drei Millionen Tieren entspricht.
In Köln-Hürth befindet sich die deutsche Niederlassung der amerikanischen Firma Taconic, einer der weltgrößten Züchter für „Versuchstiere“. Der Konzern bietet 4.000 genmanipulierten Ratten- und Mäuselinien an. Die Tiere werden per Katalog feilgeboten und der Kunde kann sich sogar nach Wunsch spezielle „Mausmodelle“ designen lassen. Der Ärzteverein kritisiert, dass Tiere wie Messinstrumente behandelt werden, die nach Gebrauch entsorgt werden, nur damit Experimentatoren sich in realitätsferner und grausamer Forschung ausleben können.
So wird am Zentrum für Anatomie der Medizinischen Fakultät der Universität Köln an einem genmanipulierten „Mausmodell“ Alzheimer simuliert. Tiere verschiedenen Alters werden getötet. Die Gehirne werden zu Untersuchungszwecken entnommen und in einer Mikrowelle aufgebrüht.
An der zu den Kliniken der Stadt Köln gehörenden Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin wird an Schweinen die Auswirkung und Behandlung einer Ecstasy-Vergiftung untersucht. Es werden Schweine verwendet, die durch einen Gendefekt sehr stressanfällig sind und bei der kleinsten Aufregung Herzrasen und besonders leicht eine maligne Hyperthermie, eine lebensbedrohliche Komplikation bei der Narkose, entwickeln. Bei den meisten Schweinen kommt es zu solch schwerwiegenden Symptomen.
An der Deutschen Sporthochschule Köln wird an Ratten erforscht, wie sich das Wachstum während der Kindheit und Jugend auf das Knie und die Schienbeinknochen auswirkt. Die Tiere werden im Alter von 7 oder 13 Wochen getötet und die Schienbeine für Untersuchungszwecke entnommen. Am neuen Cologne Excellence Cluster on Cellular Stress Responses in Aging-Associated Diseases (CECAD) werden Fischen die Schwanzflossen abgeschnitten, um das Regenerationsvermögen zu untersuchen.
Die Aussagekraft solcher Erkenntnisse für die klinische Situation des Menschen ist nach Aussage der Ärzte gegen Tierversuche schon allein aufgrund der Tatsache nicht gegeben, dass Ratten im Gegensatz zum Menschen auf vier Beinen laufen und die Gelenke ganz anderen Beanspruchungen ausgesetzt sind und Menschen anders als Fischen keine Körperteile nachwachsen können. Alzheimer entsteht beim Menschen nicht durch Genmanipulation, sondern die Ursachen sind zum Teil auf die Lebensweise zurückzuführen, zum Teil sind sie noch unklar. Entsprechend erfolglos beim Patienten sind Behandlungsansätze, die auf Erkenntnissen aus Versuchen mit genmanipulierten Mäusen basieren.
Die Ärztevereinigung warnt seit Jahren vor den Gefahren des Tierversuchs mangels Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen und fordert daher im Interesse von Mensch und Tier eine moderne Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche. Obwohl die Finanzierung von Tierversuchen weitgehend durch Steuergelder erfolgt, werden Informationen darüber unter Verschluss gehalten. In seiner Internetdatenbank dokumentiert der Verein beispielhaft Tausende in Deutschland durchgeführte Tierversuche. Infoblätter über Tierversuche in ausgewählten Städten gibt es außer für Köln in 21 weiteren Orten.