„Tierversuchsfreie Forschung jetzt in Spitzenposition befördern!“
Forderung der Ärzte gegen Tierversuche zum Welttierschutztag
Zum Welttierschutztag am 4. Oktober bekräftigt die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche ihre Forderung nach einem sofortigen Systemwechsel: Ausstieg aus dem Tierversuch zugunsten der tierversuchsfreien Forschung.
„Der Tierversuch stellt nicht nur eine grausame und unethische, sondern auch unwissenschaftliche Methode dar, die im Interesse von Mensch und Tier auf schnellstem Wege abgeschafft werden muss!“, so Dr. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzend der Ärzte gegen Tierversuche, „Immer mehr wissenschaftliche Studien kratzen am Goldstandard Tierversuch.“
So weisen Tierversuche z. B. im Bereich Medikamententestung heute eine noch stärkere Versagerquote auf als vor 10 Jahren: 95 % der in Tierversuchen für sicher und wirksam befundenen Arzneien fallen beim Test an Menschen (Klinische Prüfung)* durch. 2004 waren es laut der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA 92 %, d. h. die Präparate wirkten nicht, anders oder schädigten Menschen. Gleichsam bleiben potenziell nützliche Medikamente Patienten vorenthalten, weil sie wegen des Irrwegs Tierversuch aussortiert werden.
Vehement kritisiert der Verein die seit Jahren steigenden Tierversuchszahlen, und dass Deutschland im EU-Vergleich nach Frankreich die Spitze einnimmt. „Außerdem sind die tatsächlichen Zahlen noch viel höher, da die Statistik unvollständig ist. Und hinter jeder Zahl steht ein Tier – eines zu viel“, betont Gericke. Laut Bundesstatistik mussten 2013 rund 3 Millionen Tiere in den Versuch. Hinzu kommen die „Ausschuss“tiere aus Genmanipulationen und auf „Vorrat“ gezüchtete, die ungezählt getötet werden. Allein unter Einbezug der „Vorratshaltung“ sterben nach Berechnungen des Ärztevereins jährlich 8 Millionen Tiere.
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt erklärte letzte Woche bei der Eröffnung des Deutschen Zentrums zum Schutz von Versuchstieren, kurzfristig „Alternativmethoden“ stärker fördern zu wollen. Das Zentrum erhält eine gerätetechnische Erstausstattung von sechs Millionen Euro und 1,5 Millionen pro Jahr. „Diese Summen sind ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man sich die Dimensionen der Tierversuchsförderung vor Augen führt, die in die Milliarden gehen“, moniert die Tierärztin. Allein das kürzlich in Betrieb genommene, neue Biomedizinische Zentrum in Martinsried mit Käfigen für 20.000 Mäuse und Ratten hat 144 Millionen Euro aus Steuermitteln gekostet.
„Die Einrichtung des neuen Zentrums für „Alternativen“ ist immerhin ein kleiner Schritt, aber die Maxime muss lauten: Tierversuchsfreie Forschung jetzt in Spitzenposition befördern!“, schließt Gericke. Als einen ersten Ansatz für die Umsetzung schlägt der Ärzteverein vor, die Milliardenbeträge für Tierversuchsprojekte umzuverteilen und in tierversuchsfreie Forschung zu investieren.
Der Welttierschutztag geht auf den Heiligen Franziskus von Assisi zurück, der das Tier als lebendiges Geschöpf Gottes und als Bruder des Menschen ansah. Zwei Jahre nach seinem Tod wurde er am 4. Oktober 1228 heilig gesprochen. An diesem Tag weisen jedes Jahr weltweit Tierschützer auf die Leiden der Tiere hin.