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Ärzteverein sieht Notwendigkeit zum Paradigmenwechsel hin zu tierversuchsfreier Forschung

2.902.348 Tiere mussten im Jahr 2019 für die tierexperimentelle Forschung herhalten und damit 77.282 Tiere mehr als im Jahr zuvor. Das geht aus der heute vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) veröffentlichten Tierversuchsstatistik hervor. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche bezeichnet die erneut steigenden Tierversuchszahlen als „in höchstem Maß alarmierend“ und fordert von der Politik einen umgehenden Paradigmenwechsel hin zu tierversuchsfreier Forschung.

Von den 2,9 Millionen Tieren wurden 2.202.592 in Versuchen eingesetzt und 699.756 Tiere wurden zu wissenschaftlichen Zwecken wie zur Organentnahme direkt getötet. Doch auch für die in Versuchen verwendeten Tiere steht am Ende fast immer der Tod. Rund 50.000 wurden zum wiederholten Mal verwendet. Ärzte gegen Tierversuche kritisiert, dass das BMEL nur die 2,2 Millionen als Tierversuchszahl angibt und damit die tatsächliche Zahl der Tiere, die in der tierexperimentellen Forschung leiden und sterben, verschleiert und herunterspielt. Hinzu kommen die Tiere, die in der offiziellen Statistik gar nicht erst erfasst werden, wie sogenannte Ausschuss- oder Vorratstiere, die mangels Verwendung einfach getötet werden.

Am häufigsten wurden Mäuse für Versuche herangezogen, 2019 waren es 2.001.309. Fische stehen an zweiter Stelle mit 394.115, gefolgt von Ratten mit 270.127 Tieren. Zudem mussten 94.679 Kaninchen, 3.527 Hunde, 954 Katzen und 3.443 Affen in den Laboren leiden und (größtenteils) sterben. Diese Zahlen beziehen sich auf die Gesamtzahl, d.h. addiert aus Anzahl der Tiere, die zum ersten Mal und wiederholt verwendet wurden sowie Tiere, die zu wissenschaftlichen Zwecken getötet wurden.

Die allermeisten Tierversuche, nämlich 46,6 % wurden wie auch in den Vorjahren in der per Definition zweckfreien Grundlagenforschung durchgeführt. Auf die durch Gesetze vorgeschriebenen Tierversuche entfielen 21,5 % und auf die angewandte Forschung magere 12,5 %. Diese Zahlen beziehen sich auf die in Versuchen verwendeten und zumeist getöteten Tieren, da für die zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten Tiere die Aufteilung nach Zwecken geheim gehalten wird.

Versuche an 111.596 Tieren (5 %) wurden dem Schweregrad „schwer“ zugeordnet. „Dazu muss man wissen, dass die Experimentatoren den Schweregrad selbst angeben. Eine zu niedrige Einstufung ist damit wahrscheinlich“, sagt Dipl. Biol. Silke Strittmatter, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche. Solche Versuche umfassen etwa Elektroschocks, denen das Tier nicht entkommen kann, Schwimmen bis zur Verzweiflung, Tod durch Abstoßung von Transplantaten oder Tod durch Vergiftung. 23 % entfielen auf den Schweregrad „mittel“, 65 % auf „leicht“ und 6 % auf „keine Wiederherstellung der Lebensfunktion“. Darunter fallen Versuche, bei denen das Tier in Narkose getötet wird.

Über 43 % der Tiere waren gentechnisch verändert, hauptsächlich Mäuse und Fische.

„Es ist erschütternd, dass die Tierversuchszahlen weiterhin so hoch und sogar gestiegen sind, empört sich Strittmatter. „Die Politik muss endlich einen konkreten Plan für einen Ausstieg aus dem Tierversuch vorlegen! Wir brauchen einen Paradigmenwechsel hin zu einer tierversuchsfreien Forschung,“ so die Biologin abschließend.