Trotz Verbot von Kosmetik-Tierversuche
150.000 Tiere müssen für Botox-Tierversuche qualvoll sterben
Recherchen des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche zufolge wurden 2014 Tierversuche an 150.000 Mäusen für die Testung von Botox-Produkten genehmigt. Die Antwort auf eine jetzt veröffentlichte Kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Nicole Maisch (Bündnis 90/Die Grünen) ergab, dass die Bundesregierung keine Handlungsmöglichkeit sieht, und das obwohl Tierversuche für Kosmetika in der EU verboten sind.
Seit November 2014 muss die Bundesregierung sogenannte Nicht-technische Zusammenfassungen zu genehmigten Tierversuchsvorhaben in der Datenbank AnimalTestInfo veröffentlichen. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche fand darin fünf Tierversuchsprojekte zur Testung von Botulinumtoxin – bekannt unter dem Handelsnamen „Botox“ - mit insgesamt 150.000 Mäusen. Das Nervengift wird unter anderem zur Behandlung von Schiefhals eingesetzt, aber auch zur Glättung von Gesichtsfalten.
Bei diesem sogenannten LD50-Test wird eine Probe jeder einzelnen Produktionseinheit der Substanz Gruppen von Mäusen in verschiedenen Dosierungen in die Bauchhöhle gespritzt, um die Dosis zu ermitteln, bei der die Hälfte der Tiere einer Gruppe stirbt. Da das Gift die Nerven lahm legt, leiden die Tiere unter Lähmungen der Beine und des Atemmuskels und ersticken schließlich qualvoll bei vollem Bewusstsein. Der Todeskampf kann einige Tage dauern.
Im Jahr 2011 erhielt der Marktführer, die amerikanische Firma Allergan, die Zulassung für eine selbst entwickelte tierversuchsfreie Testmethode mit menschlichen Nervenzellen. Die Frankfurter Firma Merz hat ein solches tierleidfreies System eigenen Angaben zufolge entwickelt und erwartet eine behördliche Anerkennung bis Ende 2015.
„Wozu werden dann noch Tierversuche an so vielen Tieren genehmigt?“, fragt sich Dr. med. vet. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche. „Besonders erschreckend ist, dass Tierversuche an 60.000 der 150.000 Mäuse auf das Konto der japanischen Firma Eisai gehen“, erklärt Gericke. Diese Firma stellt Botulinumtoxin Typ B her, für das bislang noch kein tierversuchsfreier Test in Sicht ist.
Auch die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Bundestagabgeordneten Nicole Maisch zeigt, dass sich die Bundesregierung mit den Tierversuchen für den Typ B noch nicht auseinandergesetzt hat. Eine Expertengruppe will sich erst Ende 2015 damit beschäftigen. Sowohl Merz als auch Eisai geben die Tests beim Hamburger Auftragslabor LPT in Auftrag.
„Es darf nicht sein, dass es den einzelnen Herstellern überlassen bleibt, wann und wie sie tierversuchsfreie Verfahren entwickeln. Die Bundesregierung ist hier in der Pflicht, Druck auszuüben“, so Tierärztin Gericke. „Botox-Tierversuche sind weder mit dem Tierschutzgesetz, noch dem Tierschutz im Grundgesetz, noch der Kosmetikrichtlinie, die Tierversuche für Kosmetika und deren Rohstoffe verbietet, vereinbar.“
Der Verein fordert gemeinsam mit Maisch, Botox-Tierversuche umgehend zu beenden – wegen ihrer extremen Grausamkeit und weil die Produkte zum großen Teil zu kosmetischen Zwecken eingesetzt werden.