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Unterschriftenübergabe gegen Covance, Münster
Vorne von links: Vorstandsmitglied Dr. med. Kristina Bee und AG Münster-Mitglied Gisela Maaß-Weber

Aktion vor Historischem Rathaus in Münster

Gegen das Affenlabor Covance protestierte gestern die AG Münster des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) mit einer Mahnwache und einem „Affentheater“ vor dem Historischen Rathaus. Die vereinbarte Annahme von über 113.000 Unterschriften durch Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe wurde seinerseits kurzfristig verschoben. Mit den Aktionen fordert der Verein die Schließung des Affenlabors Covance.

Das US-amerikanische Unternehmen Covance (neuester Name: Labcorb Drug Development) betreibt seit über 35 Jahren in Münster eines der größten Tierversuchslabore für Affen in Europa. Hier werden jedes Jahr bis zu 2.000 Affen in qualvollen Giftigkeitstests getötet. Covance ist damit laut Recherche von Ärzte gegen Tierversuche der größte „Affenverbraucher“ Deutschlands. Trotz massiver Proteste wurde der Standort sogar noch ausgebaut und ein neues Gebäude mit Tierställen für 300-400 weitere Affen errichtet.

Der Ärzteverein hat über 113.000 Unterschriften von Menschen gesammelt, die sich gegen den Ausbau von Covance aussprechen. „Im Grunde sind dies natürlich 113.000 Stimmen für die Schließung dieses Labors“, sagt Dr. med. Kristina Bee, Mitglied des ÄgT-Vorstandes und der AG Münster. Am 30.11. versammelten sich 20 Menschen mit einer Mahnwache vor dem Historischen Rathaus und stellten in einem Straßentheater die qualvollen Giftigkeitsprüfungen an Affen nach. Der vereinbarte anschließende Übergabetermin der Unterschriftenlisten an Bürgermeister Markus Lewe wurde aus seinem Hause wenige Stunden zuvor abgesagt und um eine Woche verschoben. ÄgT entschied sich, die Mahnwache trotzdem durchzuführen.

Covance in Münster hat sich auf Fortpflanzungsgiftigkeitstests an Affen spezialisiert. Schwangeren Affen werden Arzneimittel oder Chemikalien oft täglich mit einem Schlauch in den Magen gepumpt oder in die Blutbahn injiziert, um die Auswirkung auf ihren Nachwuchs zu beobachten. Die Folge können Totgeburten oder Missbildungen sein. „Diese Versuche sind nicht nur äußerst grausam, sondern entbehren auch jeglicher Grundlage, denn: Neue Medikamente, die auf den Markt kommen, werden sowieso niemals schwangeren Frauen verabreicht – aus Sorge um negative Folgen für den ungeborenen Nachwuchs“, betont Dr. Bee.

Giftigkeitsprüfungen an unseren nächsten Verwandten sind ethisch nicht zu rechtfertigen und zudem wissenschaftlich unsinnig, da die Ergebnisse nur etwas über die Reaktion der Affen aussagen, aber keine Vorhersage für den Menschen zulassen. So scheitern bis zu 95 % der im Tierversuch als verträglich und wirksam getesteten Medikamente in den klinischen Phasen 1-3 (also den Prüfungen am Menschen), weil sie nicht wie erhofft wirken oder gar, teils schlimme, Nebenwirkungen verursachen.

Tierversuchsfreie Testmethoden, die im Gegensatz zum Tierversuch für den Menschen aussagekräftige Resultate liefern, sind trotz unzureichender staatlicher Förderung auf dem Vormarsch. Daher hat auch das EU-Parlament kürzlich mit überwältigender Mehrheit für einen Ausstiegsplan aus dem Tierversuch votiert und damit die EU-Kommission beauftragt. „Unternehmen wie Covance halten jedoch den Fortschritt auf, da sie nicht auf ihre althergebrachten Geschäftspraktiken verzichten wollen“, weiß Dr. Kristina Bee.

„Wir fordern OB Lewe auf, sich dem Bürgerwillen nicht zu verschließen und alles in seiner Macht Stehende zu tun, damit dieser Schandfleck Münsters geschlossen wird. Stattdessen könnte Münster zu einem Spitzenstandort der zukunftsträchtigen humanrelevanten und leidfreien Hightech-Forschung werden!“, so Ärztin Bee.