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Carl-Zeiss-Stiftung stellt 36 Millionen Euro bereit

Die Carl-Zeiss-Stiftung stellt über einen Zeitraum von sechs Jahren insgesamt 36 Millionen Euro für sechs interdisziplinäre Projekte bereit, die sich auf fortschrittliche Methoden ohne Tierversuche konzentrieren. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche sieht in dieser Maßnahme einen bedeutenden Fortschritt für die humanrelevante Wissenschaft in Deutschland. Diese Förderung übertrifft mit einer durchschnittlichen Finanzierung von 6 Millionen Euro jährlich alle staatlichen Zuwendungen für sogenannte Alternativen zu Tierversuchen und gibt einen wesentlichen Anstoß zur Umgestaltung der Forschungsförderung.

Weder Bund noch Bundesländer geben Übersichten zur Forschungsförderung in Deutschland heraus. Ärzte gegen Tierversuche recherchiert daher seit Jahren eigeninitiativ mit folgendem Ergebnis: In Deutschland fließen im direkten Vergleich über 99% der öffentlichen Fördergelder in Tierversuche, somit weniger als 1% in innovative, tierversuchsfreie Methoden. Diese Ungleichverteilung ist seit Jahrzehnten unverändert und zeigt den dringenden Handlungsbedarf, öffentliche Gelder stärker in humanrelevante Forschungsmethoden zu lenken.

Vor diesem Hintergrund begrüßt Ärzte gegen Tierversuche die jüngste Initiative der Carl-Zeiss-Stiftung, die sechs interdisziplinäre Forschungsgruppen mit insgesamt 36 Millionen Euro über sechs Jahre fördert. Diese Projekte setzen auf zeitgemäße, tierversuchsfreie Ansätze wie Organoide und synthetische Biomaterialien.

„Es ist beeindruckend, dass eine private Stiftung wie die Carl-Zeiss-Stiftung mit durchschnittlich 6 Millionen Euro pro Jahr mehr in exzellente tierversuchsfreie Forschung investiert als die Bundesregierung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt mit seiner jährlichen Förderrichtlinie 'Alternativmethoden zum Tierversuch' 5 Millionen Euro bereit. Und das nicht einmal ausschließlich für tierversuchsfreie Methoden, sondern auch für Verminderung und Verbesserung von Tierversuchen“, betont Dr. Dilyana Filipova, wissenschaftliche Referentin bei Ärzte gegen Tierversuche. „Diese Initiative zeigt, was möglich ist, wenn der Fokus auf humanrelevanter Wissenschaft liegt.“

Die geförderten Projekte decken ein breites Spektrum ab und setzen auf innovative Technologien:

  • ImmuneMPS (Universität Tübingen): Entwicklung menschlicher Modelle des Immunsystems zur Untersuchung der Interaktion zwischen Krebs- und Immunzellen.
  • POEM (Universität Heidelberg): Verbesserung der Reproduzierbarkeit von Organoiden durch maschinelles Lernen und automatisierte Herstellungsmethoden.
  • Nano@Liver (Universitäten Mainz und Jena): Entwicklung von Nanopartikeln zur gezielten Medikamentenabgabe in die Leber.
  • SynThera (Universität Jena): Einsatz synthetischer Biologie zur Bekämpfung multiresistenter Bakterien durch therapeutische Mikroorganismen.
  • InteReg (Universität Mainz): Erforschung synthetischer Biomaterialien zur Förderung der Zellregeneration bei neurologischen Erkrankungen.
  • KI-MSO-O (TU Ilmenau): Analyse und Simulation von Gehirnorganoiden mithilfe von KI und mathematischer Modellierung

Besonders hervorzuheben ist das Projekt „ImmuneMPS“ unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Loskill, einem der Preisträger des Herbert-Stiller-Preises 2023 von Ärzte gegen Tierversuche. Dieses Projekt verspricht wegweisende Erkenntnisse für personalisierte Krebstherapien.

Der Verein gratuliert allen Projektteams und lobt das Engagement der Carl-Zeiss-Stiftung, die auf ihrer Webseite als eines ihrer Hauptziele formuliert, „Tierversuche zu reduzieren bzw. Alternativen aufzuzeigen“.

„Wir hoffen, dass diese Förderung durch die Carl-Zeiss-Stiftung als Vorbild dient und sowohl öffentliche als auch private Geldgeber künftig verstärkt in fortschrittliche, tierversuchsfreie Forschung investieren werden“, so Dr. Filipova.