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Politik ignoriert Forderung der Bürger nach Ausstieg aus dem Tierversuch

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) zieht zum diesjährigen Welttierschutztag am 4. Oktober Bilanz und kommt zu dem Schluss, dass entgegen der in Umfragen deutlich werdenden Forderungen der Bürger, dass auf Tierexperimente verzichtet werden soll, die Ausbeutung der Tiere in den Labors immer mehr zunimmt. Die ÄgT bezeichnet die Untätigkeit der Politik als »Blockade einer ethischen Wertegesellschaft«.

Nach Auffassung der Ärztevereinigung spricht die Bevölkerung eine deutliche Sprache hinsichtlich ihrer Erwartung an die Politik. In einer im Frühjahr 2009 vom Marktforschungsinstitut YouGov durchgeführten Umfrage forderten 79 % ein gesetzliches Verbot aller Tierversuche ohne konkreten medizinischen Bezug. 84 % der Befragten sind für die Abschaffung aller Experimente, die mit schwerem Leid für die Tiere einhergehen, unabhängig von der Tierart. 80 % treten für eine Veröffentlichung von Informationen über die durchgeführten Tierversuche ein.

Auch das Ergebnis einer von der EU-Kommission im Jahr 2006 im Rahmen der Überarbeitung der europäischen Tierversuchsrichtlinie durchgeführten Umfrage unter mehr als 40.000 Bürgern aus Europa kam zum gleichen Ergebnis. 84 bis 94 Prozent verlangten einen wirksamen Schutz für Affen, Katzen, Meerschweinchen, Mäuse, Fische und andere Tiere.

Diese klare Meinungsäußerung der Mehrzahl der Bürger werde laut ÄgT von den Entscheidungsträgern schlichtweg ignoriert. »Anstatt ihrer Verpflichtung nachzukommen, den Ausstieg aus dem Tierversuch voranzutreiben, setzt die Politik die Interessen der vom Tierversuch profitierenden Kreise durch, wie wir zuletzt bei der Abstimmung über die EU-Tierversuchsrichtlinie erfahren mussten«, kritisiert Dipl.-Biol. Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärztevereinigung.

Der Ärzteverein wirft der Bundesregierung die aktive Beteiligung an der maßgeblichen Verschlechterung des ursprünglichen Entwurfs der Tierversuchsrichtlinie vor. Dass die Politik hierzulande kein Interesse an moderner und ethischer Forschung hat, zeige sich auch in der aktuellen Tierversuchsstatistik, deren Zahlen seit Jahren stetig steigen. Im Jahr 2009 wurden 2,8 Millionen Tiere für Experimente verwendet, 3,5 Prozent bzw. fast 100.000 Tieren mehr als im Vorjahr. »Anstatt Tierversuche endlich gesetzlich zu verbieten, speisen die Verantwortlichen ihre Bürger mit hohlen Versprechungen ab und sehen tatenlos zu, wie immer mehr Tiere und Menschen Opfer dieser verfehlten Wissenschaft werden«, schließt Bitz.

Der Welttierschutztag geht auf den Heiligen Franziskus von Assisi zurück, der das Tier als lebendiges Geschöpf Gottes und als Bruder des Menschen ansah. Auch den kleinsten Wurm betrachtete er als gottgewollt und schützenswert. Zwei Jahre nach seinem Tod am 3. Oktober 1226 wurde er am 4. Oktober 1228 heilig gesprochen. An diesem Tag weisen jedes Jahr weltweit Tierschützer auf die Leiden der Tiere hin.