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Unter der Bezeichnung Krebs werden bösartige Veränderungen verschiedener Organe und Blutzellen zusammengefasst. Dabei geraten Zellen außer Kontrolle, vermehren sich ungebremst, werden aggressiv und können in umgebendes Gewebe eindringen und dieses zerstören (1). In Deutschland wurden im Jahr 2019 laut Schätzungen des Zentrums für Krebsregisterdaten 502.655 Krebserkrankungen diagnostiziert. In etwa der Hälfte der Fälle waren Brustdrüse, Prostata, Dickdarm oder Lunge betroffen (2). Doch selbst wenn ein und dasselbe Organ von Krebs befallen ist, unterscheiden sich die Tumorzellen von Patient zu Patient und selbst innerhalb eines Tumors differieren die Zellen erheblich (3).

Trotz der großen Unterschiede zwischen verschiedenen und individuellen Krebserkrankungen gibt es gemeinsame Entstehungsmechanismen, aus denen sich generelle Maßnahmen zur Prävention ableiten lassen.

Ursachen und Risikofaktoren

Auf zellulärer Ebene kann Krebs entstehen, wenn mehrere Änderungen im Erbgut (Mutationen) vorliegen. Die meisten dieser Mutationen treten spontan auf oder werden durch äußere Faktoren begünstigt. Nur ca. 5-10 % der Krebserkrankungen werden durch bereits vorhandene genetische Defekte ausgelöst (4). Die anderen Fälle werden durch verschiedene Umwelt- und Lebensstil-Faktoren verursacht, von denen sich viele vermeiden oder zumindest minimieren lassen. Wie bedeutend Umweltfaktoren und der Lebensstil für die Entwicklung von Krebs ist, zeigt eine Studie mit über 44.000 Zwillingspaaren, die zu dem Ergebnis kommt, dass erbliche Faktoren bei der Entwicklung von Krebs eine untergeordnete Rolle spielen (5).

Zu den wichtigen Lebensstilfaktoren, welche zu Krebserkrankungen beitragen, gehören eine ungesunde Ernährung, der Konsum von Tabak und Alkohol, Übergewicht, Infektionskrankheiten, bestimmte Umweltschadstoffe und Strahlung (4).

Präventionsmaßnahmen

Darüber, wie viele der Krebsfälle sich vermeiden ließen, gibt es unterschiedliche Angaben. Die WHO geht davon aus, dass sich weltweit 30-50 % der Krebsfälle durch Vorbeugung verhindern ließen, das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) schätzt, dass sich 37 % der Krebserkrankungen in Deutschland vermeiden ließen (2) und einige Experten gehen davon aus, dass allein 60-70 % der Krebsfälle durch Tabak und die Ernährung verursacht werden und somit vermeidbar wären (4).

Ernährung

Der Zusammenhang zwischen Ernährung und Krebs wird durch die großen Unterschiede in der Häufigkeit bestimmter Krebsarten in verschiedenen Ländern deutlich. Beispielsweise haben Asiaten eine 25-mal geringere Inzidenz von Prostatakrebs und eine 10-mal geringere Inzidenz von Brustkrebs als Einwohner westlicher Länder. Die Häufigkeit dieser Krebserkrankungen steigt jedoch für Asiaten, die in westliche Länder ausgewandert sind erheblich an (4). Bis zu 30-35 % der Krebs-bedingten Todesfälle lassen sich auf die Ernährung zurückführen, wobei der Anteil für bestimmte Krebserkrankungen wie Darmkrebs noch wesentlich höher sein kann (4). Ursächlich dafür ist neben der Aufnahme von Karzinogenen wie Nitraten, Nitrosaminen und Pestiziden mit der Nahrung vor allem auch der Verzehr von Fleisch, in welchem beim Kochen oder Braten krebserzeugende heterozyklische aromatische Amine entstehen (6).

Dagegen wurde für pflanzliche Nahrungsmittel ein schützender Effekt gefunden (7). Hier werden insbesondere Antioxidantien mit einer Reduktion des Risikos, an Krebs zu erkranken, in Verbindung gebracht (8). Pflanzliche Antioxidantien sind hauptsächlich Polyphenole wie Flavonoide, und Phenolsäuren sowie Carotinoide, Vitamin C und Vitamin E. Carotinoide sind bekannt für ihre vielfältigen gesundheitsfördernden Eigenschaften, darunter krebs- und entzündungshemmende Eigenschaften (9). Sie neutralisieren freie Radikale und verhindern Zellschäden. Auch Polyphenole haben die Fähigkeit, Schädigungen durch oxidativen Stress zu verhindern und verhindern zudem auch die Bindung von Zytokinen an Krebszellen, wodurch sie deren Wachstum mindern (10).

Die Bedeutung pflanzlicher Nahrungsmittel zur Prävention von Krebs wird aus einer systematischen Analyse von 96 Studien deutlich: Für eine vegetarische Ernährung wurde ein um 8 % verringertes Krebsrisiko gefunden, bei einer rein pflanzlichen Ernährung war das Risiko an Krebs zu erkranken sogar um 25 % reduziert (11).

Auch wurde festgestellt, dass der Konsum von Vollkornprodukten das Risiko für verschiedene Krebsarten reduziert, darunter unter anderem Krebs des Rachens, der Speiseröhre, des Kehlkopfes, des Darms, des oberen Verdauungstrakts, der Brust, der Leber, der Gebärmutterschleimhaut, der Eierstöcke, der Prostata und der Blase. Der Verzehr von Vollkornprodukten reduzierte in diesen Studien das Krebsrisiko um 30-70% (12).

Gewichtskontrolle

Laut einer Studie der American Cancer Society wurde starkes Übergewicht mit einer erhöhten Sterblichkeit durch verschiedene Krebsarten wir Dickdarm-, Brust- oder Prostatakrebs in Verbindung gebracht (13). Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass von den krebsbedingten Todesfällen in den USA bei Männern 14 % und bei Frauen 20 % auf Übergewicht oder Fettleibigkeit zurückzuführen sind. Neben einer Ernährungsumstellung zur Gewichtsreduktion kann auch regelmäßige körperliche Bewegung die Häufigkeit verschiedener Krebsarten verringern. Eine sitzende Lebensweise wurde mit den meisten chronischen Krankheiten in Verbindung gebracht. Körperliche Inaktivität geht auch mit einem erhöhten Risiko für Brust-, Dickdarm-, Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs einher (4).

Rauchen

25-30 % der Krebs-bedingten Todesfälle werden durch Tabakprodukte verursacht. Tabak enthält über 50 Karzinogene und der Konsum von Tabakprodukten ist für 87 % der Todesfälle durch Lungenkrebs verantwortlich. Daneben erhöht Tabakkonsum auch das Risiko für mindestens 13 weitere Krebserkrankungen (4).

Alkohol

Auch chronischer Alkoholkonsum ist ein Risikofaktor für Krebserkrankungen des oberen Verdauungstrakts, einschließlich der Mundhöhle, des Rachens, des Kehlkopfes und der Speiseröhre (14), sowie für Krebserkrankungen der Leber, der Bauchspeicheldrüse und der Brust (4). So werden 4 % der Brustkrebsfälle in den USA auf Alkoholkonsum zurückgeführt (4) und pro 10 g Alkohol am Tag (entspricht etwa 0,3 Liter Bier oder 0,125 Liter Wein) steigt das Risiko an Brustkrebs zu erkranken um 7% (15). Im oberen Verdauungstrakt sind 25–68 % der Krebserkrankungen auf Alkohol zurückzuführen, und bis zu 80 % dieser Tumoren könnten durch Verzicht auf Alkohol und Rauchen verhindert werden (16).

Infektionen

15-20 % der durch Krebs verursachten Todesfälle werden durch Infektionen, zumeist durch Viren, verursacht. Zu den Viren, die Krebs auslösen können, gehören unter anderem Humane Papillomviren (HPV), das Eppstein-Barr-Virus, das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) und das Hepatitis-B-Virus (HBV) (4). Für viele Viren  lässt sich das Ansteckungsrisiko jedoch mit vergleichsweise einfachen Mitteln, wie dem Verzicht auf ungeschützten Geschlechtsverkehr, deutlich verringern.

Weitere Möglichkeiten zur Prävention

Die verbleibenden Krebstodesfälle lassen sich auf andere Faktoren wie Strahlung und Umweltverschmutzungen zurückführen. Dies umfasst beispielsweise Luftverschmutzung, die zumindest in Innerräumen in Teilen vermeidbar ist. Insbesondere Tabakrauch in Wohnräumen sowie Ausgasungen von Formaldehyd sind hier zu nennen (17). Hier ergeben sich viele Präventionsmöglichkeiten, vom einfachen Auftragen von Sonnenschutzmitteln, über den Einsatz schadstoffarmer Materialien in Innenräumen, bis hin zur wesentlich schwerer zu realisierenden aber in vielfacher Weise lohnenden Maßnahmen wie dem Schutz unserer Umwelt. Auch staatliche Maßnahmen, wie das Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen, Gaststätten usw. können helfen, Risikofaktoren zu reduzieren.

Fazit

Die Tatsache, dass nur 5–10 % aller Krebsfälle ursächlich auf genetische Defekte und die restlichen 90–95 % auf Umwelt und Lebensstil zurückzuführen sind (4), zeigt das große Potential der Krebsprävention. Mit der Vermeidung von krebsauslösenden Faktoren wie Rauchen, Alkohol und Schadstoffen in unseren Lebensmitteln und unserer Umwelt sowie der Nutzung schützender Faktoren wie reichlichem Konsum von pflanzlichen Nahrungsmitteln und Bewegung können wir selbst Verantwortung für unsere Gesundheit nehmen. Daneben verdeutlicht die hohe Abhängigkeit von Krebserkrankungen von Umwelt- und Lebensstilfaktoren auch die Schwächen der tierexperimentellen Krebsforschung, in der häufig Mäuse mit krebsauslösenden genetischen Veränderungen eingesetzt werden und Lebensstilfaktoren keinerlei Berücksichtigung finden.

08.04.2024
Dr. rer. nat. Johanna Walter

Weitere Informationen

Vorbeugen statt Heilen

Krebs - Tierversuche und tierversuchsfreie Forschung

Prävention von Diabetes

 

Quellen

  1. Walter J.: Krebs - Tierversuche und tierversuchsfreie Forschung, Ärzte gegen Tierversuche 2023
  2. Zentrum für Krebsregisterdaten: Krebs gesamt (Zugriff am 23.02.2023)
  3. Walter J.: Personalisierte Krebstherapie, Ärzte gegen Tierversuche 2024
  4. Anand P. et al. Cancer is a Preventable Disease that Requires Major Lifestyle Changes. Pharmaceutical Research 2008; 25(9):2097–2116
  5. Lichtenstein P. et al. Environmental and Heritable Factors in the Causation of Cancer — Analyses of Cohorts of Twins from Sweden, Denmark, and Finland. New England Journal of Medicine 2000; 343(2):78–85
  6. Rohrmann S. et al. Heterocyclic aromatic amine intake increases colorectal adenoma risk: findings from a prospective European cohort study. The American Journal of Clinical Nutrition 2009; 89(5):1418–1424
  7. Vainio H. et al. Fruit and Vegetables in Cancer Prevention. Nutrition and Cancer 2006; 54(1):111–142
  8. Guan R. et al. A review of dietary phytochemicals and their relation to oxidative stress and human diseases. Chemosphere 2021; 271:129499
  9. Samtiya M. et al. Potential Health Benefits of Plant Food-Derived Bioactive Components: An Overview. Foods 2021; 10(4):839
  10. Lv Q. et al. Current State of Knowledge on the Antioxidant Effects and Mechanisms of Action of Polyphenolic Compounds. Natural Product Communications 2021; 16(7):1934578X2110277
  11. Dinu M. et al. Vegetarian, vegan diets and multiple health outcomes: A systematic review with meta-analysis of observational studies. Critical Reviews in Food Science and Nutrition 2017; 57(17):3640–3649
  12. Marquart L. et al. Whole grain health claims in the USA and other efforts to increase whole-grain consumption. Proceedings of the Nutrition Society 2003; 62(1):151–160
  13. Calle E.E. et al. Overweight, Obesity, and Mortality from Cancer in a Prospectively Studied Cohort of U.S. Adults. New England Journal of Medicine 2003; 348(17):1625–1638
  14. Seitz H.K. et al. Pathogenetic mechanisms of upper aerodigestive tract cancer in alcoholics. International Journal of Cancer 2004; 108(4):483–487
  15. Collaborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer Alcohol, tobacco and breast cancer – collaborative reanalysis of individual data from 53 epidemiological studies, including 58 515 women with breast cancer and 95 067 women without the disease. British Journal of Cancer 2002; 87(11):1234–1245
  16. La Vecchia C. et al. Epidemiology and prevention of oral cancer. Oral Oncology 1997; 33(5):302–312
  17. Belpomme D. et al. The multitude and diversity of environmental carcinogens. Environmental Research 2007; 105(3):414–429