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Baden-Württemberg, Bayern und NRW im Negativ-Ranking vorn

Baden-Württemberg, Bayern und NRW teilen sich die wenig glorreichen ersten drei Plätze der Tierversuchshochburgen Deutschlands. Einige Wochen nach Veröffentlichung der bundesweiten Tierversuchs-Zahlen für 2018 liegt dem Verein Ärzte gegen Tierversuche jetzt die aktuelle Bundesländer-Statistik des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) vor.

Baden-Württemberg führt laut Ärzte gegen Tierversuche seit Jahren die bundesweite Negativ-Rangliste an. Diese Führungsposition hat das Bundesland im Jahr 2018 traurigerweise noch ausgebaut. Mit 533.685 Tieren werden allein in diesem Bundesland 18,9 % der deutschlandweiten Gesamtzahl von 2.824.786 Tieren in Laboren gequält und getötet. Und damit fast 50.000 mehr als im Jahr davor.

So werden in Mannheim Ratten alkoholabhängig gemacht, um zu untersuchen, welche Nervenzellverbände bei Suchtverhalten aktiviert werden. Und an der Universität Tübingen müssen weiter Affen für die Hirnforschung leiden, obwohl Studien belegen, dass sich das Gehirn von Affen stark vom menschlichen Gehirn unterscheidet. In diesem Jahr soll an der Uni Hohenheim der Bau von zwei neuen Versuchsställen für Schweine, Schafe, Hühner und Mäuse fertiggestellt werden. Und in Freiburg entsteht IMITATE (Institut für Krankheitsmodelle und gezielte Therapie) mit Käfigen für 10.000 Mäuse. Ein Ende des Aufwärtstrends der Tierversuche in Baden-Württemberg ist demnach bei weitem nicht in Sicht.

Bayern belegt im Jahr 2018 den zweiten Platz der Negativ-Rangliste. Der „Verbrauch“ lag bei 406.871 Tieren bzw. 14,4 % und damit 45.683 Tiere weniger als im Vorjahr. „Ob dieser Abwärtstrend von Dauer ist, bleibt abzuwarten“, erklärt Dr. med. vet. Gaby Neumann, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche. Denn es gibt gerade in diesem Bundesland alarmierende Nachrichten. Nürnberg und Augsburg waren bisher Städte, in denen keine Tierversuche durchgeführt wurden. Das hat sich am Nürnberger Nordklinikum bereits im letzten Jahr geändert. „Dort müssen Ratten und Mäuse jetzt für Diabetesversuche und im Rahmen der Erfoschung von künstlichen Knorpeln und Bändern sinnlos leiden“, weiß Neumann. In Augsburg wird das Klinikum umgebaut und es werden auch Tierställe für „Versuchs“tiere gebaut.

Auch Nordrhein-Westfalen hat mit 399.916 Tieren bzw. 14,2 % weniger Tiere als in 2017 „verbraucht“. „Obwohl dies 58.212 Tiere weniger als im Vorjahr sind, darf das nicht über die Gesamthöhe hinwegtäuschen und darüber, dass das Leid der Tiere sinnlos ist“, kommentiert die Tierärztin. Die amerikanische Firma Covance hat sich mit seiner Filiale in Münster auf Giftigkeitstests bei schwangeren Affen spezialisiert. Da 2018 alle in NRW „verbrauchten“ Affen (2.012 Tiere) für gesetzlich vorgeschriebene Tests, zu denen auch die Prüfung auf Giftigkeit einer Substanz gehört, eingesetzt wurden, ist davon auszugehen, dass das Leid dieser Tiere in Münster stattgefunden hat. „Leider gibt es auch in NRW Städte, die in einer Zeit, in der tierversuchsfreie Methoden einen enormen Boom erleben, auf Methoden des vorletzten Jahrhunderts setzen“, so Neumann weiter. So bekommt die Bielefelder Universität eine neue Medizinische Fakultät. Auch hier ist der Bau von Tierställen vorgesehen.

Hessen belegt wie im Jahr zuvor 2018 mit 301.944 Tieren (10,7 %) den Rang vier der Negativ-Statistik, gefolgt von Hamburg mit 263.256 Versuchstieren (9,3 %). Diese Zahl für die Hansestadt ist besonders erschreckend, denn sie entspricht einem Anstieg von 57 % (2017: 167.707) gegenüber dem Vorjahr. Auf dem 6. Platz liegt mit 224.727 Tieren (8,0 %) Berlin.

Laut Statistik des BMEL wurden 2018 bundesweit 2.825.066 Tiere in Laboren in Versuchen verwendet und allergrößtenteils getötet. Mit über 2,1 Millionen (74 %) sind Mäuse die Hauptleidtragenden, gefolgt von 293.615 Ratten (10 %) und Fischen (227.434 = 8 %). Bei Hunden ist ein erschreckender Anstieg von 3.334 auf 3.993 Tiere gegenüber 2017 zu verzeichnen. Mit 3.324 Affen wurden 2018 etwas weniger Tiere als im Vorjahr (3.525) verwendet.

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