Kampagne gegen Xenotransplantation
Verbot der Übertragung von Schweineorganen auf Affen gefordert
Mit ihrer neuen Kampagne prangert die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche die Xenotransplantationsforschung als einen der »schlimmsten Auswüchse der biomedizinischen Forschung« an und will ein Verbot erreichen. Bei der Xenotransplantation werden Organe von einer Tierart auf eine andere übertragen. In Deutschland werden solche Tierversuche hauptsächlich am Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München betrieben. Nach Aussage des Ärztevereins werden Organe von genmanipulierten Schweinen auf Affen transplantiert, die alle qualvoll innerhalb weniger Minuten oder Tage sterben.
Seit mindestens 15 Jahren wird am Institut für Chirurgische Forschung der LMU daran geforscht, Tierorgane auf den Menschen zu verpflanzen, vorgeblich um den Mangel an Spenderorganen auszugleichen. Bei einer Transplantation von einer Tierart auf eine andere kommt es zu massiven Abwehrreaktionen des Körpers. Die Abstoßung des fremden Gewebes versucht man durch Einschleusen von menschlichen Genen in das »Spendertier« in den Griff zu bekommen. Erfolglos, denn die Schweineorgane werden vom »Empfänger« – meist Paviane oder Rhesusaffen - innerhalb kürzester Zeit abgestoßen.
»Diese Tierversuche sind mit entsetzlichem Tierleid verbunden«, weiß Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. »Das Herz oder die Niere bläht sich auf, es kommt zu massiven Blutungen. Die Affen müssen die Zerstörung des Organs durch das eigene Abwehrsystem oft bei vollem Bewusstsein ertragen, bis sie qualvoll sterben.« Es sei ethisch nicht zu rechtfertigen, Tiere zu beliebig manipulierbaren Organfabriken und Testobjekten zu degradieren.
Seit mehr als 20 Jahren wird in diesem Bereich geforscht, ohne dass es zu nennenswerten Fortschritten gekommen ist. Neben der ethischen Unvertretbarkeit und den enormen technischen Hürden sieht der Ärzteverein auch eine Gefahr für den Menschen. Sollte die Verpflanzung von Schweineorganen auf den Menschen jemals Realität werden, kann es zu einer unkontrollierten Ausbreitung von bislang unbekannten Krankheiten kommen. Außerdem ist zu befürchten, dass die Menschen bei unbegrenzt zur Verfügung stehenden Ersatzteilen noch sorgloser mit ihrer eigenen Gesundheit umgehen. »Die Xenotransplantationsforschung entfernt die Medizin immer weiter von ihrer eigentlichen Aufgabe, Krankheiten vorzubeugen, zu behandeln und zu heilen«, mahnt Gericke. »Wissenschaft und Politik müssen endlich erkennen, dass die Übertragung von Tierorganen ein fataler Irrtum ist.« Der Ärzteverein fordert im Sinne einer für Mensch und Tier verantwortungsvollen Medizin ein umgehendes Verbot der Xenotransplantationsforschung.