Paviane sterben nach wenigen Monaten mit Schweineherz
Falsche Versprechen für kranke Menschen
Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche bezeichnet das an der LMU München als „Erfolg“ gefeierte Überleben eines Pavians für mehrere Monate, dem zuvor das Herz eines genmanipulierten Ferkels eingepflanzt wurde, als ethisch verwerflich und verurteilt die Xenotransplantation als „schlimmsten Auswuchs der tierexperimentellen Forschung“.
Bei der Xenotransplantation werden unter anderem Herzen genmanipulierter Schweine in Affen transplantiert, die innerhalb kurzer Zeit an der Abstoßungsreaktion qualvoll sterben. Vorgebliches Ziel ist es, den Mangel an menschlichen Spenderorganen auszugleichen. „Es ist ein Irrlgaube, mit solchen Versuchen medizinischen Fortschritt zu erreichen, indem Tiere als Ersatzteillager für menschliche Organe herhalten“, so Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, Sprecherin der Ärzte gegen Tierversuche. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Tier ein paar Stunden, Tage oder Monate überlebt. Der Fehler liegt im System, ist sich Strittmatter sicher. Denn neben dem immensen Leid für die Tiere, das nach Einstufung der EU zu den Versuchen mit den größten Schmerzen, Leiden und Schäden zählt, birgt die Xenotransplantation ein unkalkulierbares Risiko für die Patienten, beispielsweise durch die Übertragung von Viren, woran auch noch so viele Abwandlungen des Tierversuchs nichts ändern.
Würde man den Versprechen einiger Forscher glauben, wäre Aids seit 1983 besiegt, Krebs seit 1990 und schon seit 2005 könnten standardmäßig Schweineherzen auf Menschen transplantiert werden. Immer wieder gehen Meldungen durch die Medien, die glauben machen, die tierexperimentelle Forschung würde den Durchbruch in der Heilung menschlicher Krankheiten liefern und genveränderte Tiere könnten den Mangel an Spenderorganen ausgleichen. Doch die angepriesenen Erfolge bleiben aus, wie eine Auswertung des Ärztevereins zeigt.
Nach Ansicht der Ärzte gegen Tierversuche werden ethische Grenzen ignoriert, da Patienten falsche Hoffnungen gemacht werden. Es ist verwerflich, Organe von im Labor manipulierten Tieren übergangsweise oder dauerhaft als Ersatzorgan für Menschen verwenden zu wollen. Denn die körpereigene Immunabwehr muss massiv unterdrückt werden, zudem ist es vollkommen unklar, welche Leiden und Schäden Menschen davontragen würden und wie ein Schweineorgan auf den menschlichen Lebensstil reagieren würde.
An der LMU München werden seit mindestens 20 Jahren Schweineorgane auf Affen übertragen, mitfinanziert aus Steuergeldern. Anstatt im Labor mit der Xenotransplantation wissenschaftlich kritikwürdige Forschung zu betreiben, sollte der Fokus besser auf die Ursachenforschung von Krankheiten und die moderne In-vitro-Forschung mit ausgeklügelten Computermodellen und Organchips gesetzt werden, die im Gegensatz zum Tierversuch den menschlichen Körper simulieren und übertragbare Ergebnisse liefern, so der Ärzteverein. Beispielsweise ist die Züchtung funktionsfähiger menschlicher Mini-Organe im Labor (sog. Organoide) ein vielversprechender Ansatz für die regenerative Medizin und Transplantation.
„Dass der Tierversuch auf ganzer Linie versagt, beweisen wissenschaftliche Studien, die dem Tierversuch eine Durchfallquote von rund 96 % attestieren. Die an Tieren für sicher und wirksam befundenen Arzneien wirkten in der klinischen Prüfung, bei der sie erstmals an menschlichen Probanden getestet werden, anders, gar nicht oder führten zu - teils fatalen - Nebenwirkungen“, so Strittmatter abschließend.