Tierversuche in den Bundesländern
- Pressemitteilung
Insgesamt mussten fast 3 Millionen Tiere im Labor leiden und sterben
Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen belegen die ersten drei Plätze der Negativ-Rangliste zu Tierversuchen des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche. Er fordert von Bund und Ländern, endlich einen Ausstiegsplan aus dem Tierversuch vorzulegen.Die traurige Führungsposition der Negativ-Rangliste zu Tierversuchen im Bundesländervergleich hat aktuell Bayern mit 572.462 Tiere und damit 19,7 % der deutschlandweiten Gesamtzahl von 2.902.348 Tieren eingenommen. Auf dem zweiten Platz liegt Baden-Württemberg mit einem Anteil von 498.471 Tieren bzw. 17,2 %, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 430.162 Tieren bzw. 14,8 %.
Hessen belegt mit 306.291 Tieren bzw. 10,6 % Rang vier der Negativ-Statistik, gefolgt von Niedersachsen (208.947 Tiere, 7,2 %) und Berlin mit 188.602 Tieren bzw. 6,5 %. Auf seiner Internetseite listet der Verein eine Übersicht über die Tierversuchszahlen in allen Bundesländern.
In Deutschland mussten 2.902.348 Tiere für die tierexperimentelle Forschung herhalten und damit 77.282 Tiere mehr als im Jahr zuvor. Am häufigsten wurden Mäuse für Versuche herangezogen, 2019 waren es 2.001.309. Fische stehen an zweiter Stelle mit 394.115, gefolgt von Ratten mit 270.127 Tieren. Zudem mussten unter anderem Kaninchen, Hunde, Katzen und Affen in den Laboren leiden und in der Regel sterben. Die größten „Affenverbraucher“ sind Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit 1.905 bzw. 1.347 von bundesweit 3.443. Affen. Bei den Hunden sind Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit 973 bzw. 930 Hunden die größten „Verbraucher“ und bei Katzen ist es mit 429 Tieren Niedersachsen.
Von den 2,9 Millionen Tieren wurden 2.202.592 in Versuchen eingesetzt und 699.756 Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken wie zur Organentnahme direkt getötet. In seinen detaillierten Statistiken zu Versuchszwecken, Herkunft der Tiere und Genmanipulation rechnet das BMEL die Zahl der zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten Tieren heraus und verschleiert so die tatsächliche Zahl der Tierversuchsopfer.
Der Verein verweist auch auf die hohe Dunkelziffer von Tieren, die gezüchtet und als sogenannte Überschusstiere getötet werden, weil sie nicht im Versuch verwendet werden. Über 43 % der Tiere, hauptsächlich Mäuse und Fische, waren gentechnisch verändert, was mit besonders hohem „Ausschuss“ an Tieren verbunden ist, da ein Großteil der Tiere nicht die vom Experimentator gewünschte Genveränderung trägt. Im Bundesländervergleich hat Sachsen mit 83,5 % den größten Anteil an genmanipulierten Tieren, gefolgt von Thüringen mit 64 %.
5 % der Versuche und damit 111.596 Tiere wurden dem Schweregrad „schwer“ zugeordnet, wobei standardmäßig der Experimentator selbst den Schweregrad angibt. Darunter fallen unter anderem Versuche, in denen Tieren Elektroschocks verabreicht werden oder sie bis zur Erschöpfung unter dem Deckmantel der Depressionsforschung schwimmen müssen sowie einige Giftigkeitstests. Hamburg und Hessen stechen mit 15 % bzw. über 12 % durch einen besonders hohen Anteil an Versuchen mit Schweregrad „schwer“ hervor.
Ungefähr die Hälfte (47 %) der Versuche fand in der Grundlagenforschung statt. „Negativ-Spitzenreiter“ bei dieser per Definition zweckfreien Forschung ist mit 97 % Bremen, gefolgt von Thüringen mit 85 %.
„Es ist ein Armutszeugnis für Bund und Länder, nicht endlich einen Ausstiegsplan aus dem unwissenschaftlichen und unethischen System Tierversuch vorzulegen, wie andere Länder das bereits getan haben“, kommentiert Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche. Nach Auskunft des Vereins gibt es eine große Bandbreite an tierversuchsfreien Verfahren wie Multi-Organ-Chips oder Computersimulationen, die im Gegensatz zu Tierversuchen aussagekräftige und für Patienten relevante Ergebnisse liefern.
Übersicht: Tierversuche im Bundesländervergleich