Zensurvorwürfe in der Wissenschaft
- Pressemitteilung
Skepsis gegenüber Tierversuchen nicht erlaubt?
Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus den USA erhebt schwere Vorwürfe: Sie fühlen sich zensiert und ausgegrenzt, weil sie die Validität von Tierversuchen infrage stellen. Dadurch sehen sie den wissenschaftlichen Fortschritt behindert und Innovationen erschwert. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche fordert einen offenen Umgang mit Kritik am Tierversuch und eine vorurteilsfreie Bewertung tierversuchsfreier Forschung. Nur so kann der medizinische Fortschritt – zum Wohl von Mensch und Tier – sichergestellt werden.
Wissenschaftler, die sich gegen Tierversuche aussprechen, sind mit Herausforderungen konfrontiert (1). Das zeigte eine aktuelle Untersuchung der gemeinnützigen Organisation Index on Censorship. So geben Wissenschaftler an, Fördermittel verloren zu haben, weil sie tierbasierte Methoden kritisierten. Andere berichten, dass ihre Arbeiten von Fachzeitschriften abgelehnt wurden, wenn sie keine Tierversuche beinhalteten. „Dies deckt sich mit unseren früheren Berichten über eine Bevorzugung von tierversuchsbasierter Forschung (2)“, sagt Dr. Johanna Walter, wissenschaftliche Referentin bei Ärzte gegen Tierversuche.
So berichtete Dr. Lisa Jones-Engel, eine ehemalige Biomedizinforscherin, wie sie von einer wissenschaftlichen Konferenz ausgeschlossen wurde, nachdem ihre Verbindung zur Organisation People for the Ethical Treatment of Animals (Peta) bekannt wurde (3).
Eine andere Wissenschaftlerin, die Fördermittel für die Entwicklung eines 3D-gedruckten Modells der menschlichen Lunge beantragte, stieß ebenfalls auf Widerstand. Ihre Anträge wurden kritisiert, da sie keine tierbasierten Daten beinhalteten. Dies ist symptomatisch für ein System, das tierversuchsfreie Methoden benachteiligt und versucht, am vermeintlichen Goldstandard Tierversuch festzuhalten. „Es kann nicht zielführend sein, auf menschlicher Biologie beruhende Verfahren ausgerechnet mit Tierversuchen zu validieren. Die humanbasierten Methoden werden ja gerade entwickelt, um die Nachteile von Tierversuchen zu überwinden und auf den Menschen übertragbare Ergebnisse zu liefern. Schlimmstenfalls könnten Verfahren, die dem Tierversuch überlegen sind, negativ bewertet werden, weil ihre Ergebnisse nicht mit dem Tierversuch übereinstimmen“, kritisiert Walter.
Die mangelnde Übertragbarkeit von Tierversuchen auf den Menschen ist nicht zuletzt durch die notorisch hohen Fehlerquoten in der Medikamentenentwicklung belegt. So schaffen es von 100 Wirkstoffen, die in Tierversuchen erfolgreich zur Therapie von Krebs getestet wurden, noch nicht einmal 5 durch den Zulassungsprozess (4). Überwiegend, weil sie beim Menschen nicht funktionieren oder aber schwere Nebenwirkungen hervorrufen.
Ärzte gegen Tierversuche setzt sich für eine Abschaffung von Tierversuchen und die konsequente Nutzung von auf den Menschen fokussierten Forschungsmethoden ein. „Wenn Wissenschaftler ihre tierversuchsfreie Forschung mangels Förderung nicht durchführen können, wenn sie ihre Ergebnisse nicht veröffentlichen können und wenn sie sich schlimmstenfalls noch nicht einmal trauen, offen von ihren Erfahrungen zu berichten, dann werden wir weiter auf der Stelle treten und Patienten wird auch weiterhin eine humanbasierte Forschung vorenthalten“, schließt Walter.