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Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg bundesweit negative Spitzenreiter bei Tierversuchen

Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg belegen 2022 nach der im Dezember 2023 vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) veröffentlichten Tierversuchsstatistik der Bundesländer die ersten drei Plätze auf der Negativ-Rangliste zu Tierversuchen des Vereins Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT). Erst seit 2021 werden auch sogenannte Überschusstiere* in der Statistik erfasst, weshalb die Gesamttierzahl deutlich höher ist als in den Jahren zuvor. Aber auch ohne Berücksichtigung der Zahl der als „Überschuss“ getöteten Tiere kritisiert der Verein, dass kein nennenswerter Rückgang der Tierversuchszahlen erkennbar ist.

Bayern führt in diesem Jahr die Negativ-Rangliste zu Tierversuchen mit 774.874 Tieren und damit 18,42% der bundesweiten Gesamttierzahl von 4.207.231. Bayern war schon immer eine Hochburg für Tierversuche. An der Ludwigs-Maximilians-Universität München (LMU) finden seit langem Xenotransplantationsversuche statt, bei denen Herzen genmanipulierter Schweine in die Bauchhöhle von Pavianen verpflanzt werden. Nun wird auch im bislang tierversuchsfreien Augsburg am Klinikum eine Tierhaltung für rund 23.000 Mäuse gebaut.

755.773 Tiere bzw. 17,96 % gehen auf das Konto von Tierversuchslaboren in Nordrhein-Westfalen. In Münster hat sich die amerikanische Firma Covance (jetzt „Labcorp“) mit seiner Filiale auf Giftigkeitstests bei schwangeren Affen spezialisiert. Da 2022 fast alle in Nordrhein-Westfalen „verbrauchten“ Affen (1.933 Tiere von 1.970) für sogenannte regulatorische Tests, zu denen auch die Prüfung auf Giftigkeit einer Substanz gehört, eingesetzt wurden, geht ÄgT davon aus, dass Covance dafür hauptverantwortlich ist. Auch in Nordrhein-Westfalen wird die tierexperimentelle Forschung darüber hinaus weiter ausgebaut, so etwa an der Bielefelder Universität.

An dritter Stelle steht Baden-Württemberg mit einem Anteil von 644.408 Tieren bzw. 15,32 % an der Gesamttierzahl. In Tübingen müssen an mehreren Instituten weiter Affen in der Hirnforschung leiden. 2022 war es ÄgT gelungen, interne Informationen öffentlich zu machen, die das schwerste Leid der Affen amtlich bestätigen.

2022 wurden in Deutschland 956.933 Tiere (55,5 %) in der Grundlagenforschung verforscht. Mit 205.870 Tieren (21,51 %) hat Nordrhein-Westfahlen die meisten der bundesweit in diesem Bereich verwendeten Tiere eingesetzt, gefolgt von Bayern mit 161.228 Tieren (16,85 %), Baden-Württemberg mit 131.550 Tieren (13,74 %) und Sachsen mit 95.871 Tieren (10,02 %).

Bei den sogenannten Überschusstieren haben Nordrhein-Westfalen mit 323.655Tieren (18,29 %), Bayern mit 315.343 Tieren (17,82 %) und Baden-Württemberg mit 283.365 Tieren (16,01 %) die höchsten Tierzahlen im Ländervergleich gemessen an der bundesweiten Gesamtzahl von 1.76.9437 sog. Überschusstieren. Im Verhältnis zur jeweiligen Tierzahl im Land sticht Berlin mit 59,65 % (256.402 Tiere) Anteil an sog. Überschusstieren hervor, im Saarland sind es 58,67 % ( 31.110 „Überschusstiere“), in Sachsen-Anhalt 55,30 % (37.196 „Überschusstiere“).

Von den bundesweit insgesamt 4.207.231 Tieren wurden 1.725.855 direkt in Tierversuchen verwendet und zumeist getötet. Weitere 711.939 Tiere wurden zu „wissenschaftlichen Zwecken“ wie der Organentnahme getötet. Hinzu kommen 1.769.437 Tiere, die mangels Verwendungszwecks als „Überschuss“ getötet wurden. 918.276 der Tiere bzw. etwa 53 % gemessen an den in Tierversuchen eingesetzten Tieren waren gentechnisch verändert, vor allem Mäuse und Fische. 62.377 Tiere (3,6 %) wurden Versuchen mit dem Schweregrad „schwer“ zugeordnet. Anzumerken ist, dass standardmäßig der Experimentator selbst den Schweregrad angibt und das Leid oft heruntergespielt wird.

Angesichts fehlender, ernsthafter Maßnahmen seitens der Verantwortlichen in der Politik fordert ÄgT nun endlich analog anderen Ländern eine Ausstiegsstrategie aus dem Tierversuch zu erarbeiten und dringend auch die bestehenden Verstöße gegen die Vorgaben der EU-Tierversuchsrichtlinie zu beseitigen, wonach unter anderem ein Verbot besonders leidvoller Tierversuche möglich wäre.

* sog. Überschusstiere sind Tiere, die in den Laboren getötet werden, weil sie zu alt sind, nicht das „richtige“ Geschlecht oder die gewünschten Gene für das jeweilige Versuchsprojekt haben. Da die Labore keine Verwendung für die Tiere haben und aus Kapazitätsgründen nicht für den lebenslänglichen Unterhalt aufkommen wollen, werden sie als Überschuss entsorgt.